Spannend, fesselnd und aktueller denn je

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gapsi Avatar

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„Unser Buch der seltsamen Dinge“ ist so ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte - aber gut anders. Das Buch ist, auch wenn es ein trauriges und blutrünstiges Kapitel der Geschichte von Yorkshire behandelt überhaupt nicht blutig oder gruselig. Es ist kein Krimi oder Thriller - auch wenn man das sicher hätte aus der Geschichte machen können. Stattdessen hat mich der Aufbau der Geschichte fasziniert - und die leider traurige Aktualität der Geschichte.

Die zwölfjährige Miv möchte einen drohenden Umzug der Familie verhindern von dem sie denkt, dass er mit dem Yorkshire Ripper zusammenhängt, einem Serienmörder der junge Frauen auf brutale Weise tötet. Entsprechend beginnt sie, gemeinsam mit ihrer besten Freundin, die Menschen und Orte in ihrer näheren Umgebung zu beobachten und Notizen in einem eigens angeschafften Notizbuch festzuhalten um Hinweise auf den Ripper zu erhalten und diesen zu enttarnen - und so den Umzug zu verhindern. Dabei werden der Besitzer des kleinen Ladens um die Ecke genauso unter die Lupe genommen wie der ungeliebte Lehrer. Die Mädchen gehen sämtlichen Hinweisen nach und geraten dabei selbst in Gefahr.

Der Aufbau der Geschichte hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen - dass so ein dunkles Thema von einem 12jährigen Mädchen erzählt wird, ist ganz neu - und führt zu einem ganz anderen Blickwinkel. Die Mädchen beobachten Dinge, die für Erwachsene normal sind - sie sehen Details, für die die Erwachsenen keinen Blick mehr haben. Diese Genauigkeit in der Betrachtung spiegelt sich auch im Erzählstil wieder - dieser ist sehr detailreich aber ohne „blumig“ zu wirken. Der Stil ist nüchtern - was auch dem Typ von Miv entspricht - aber genau aus diesem Grund so mitreißend. Natürlich steht das Finden des Yorkshire Rippers im Vordergrund - aber ist für den Leser nie das überlagernde Thema - es geht um die Ausgrenzung von Ausländern (und die Tatsache, dass diese allein durch ihr „Anderssein“ natürlich verdächtig erscheinen), um Gewalt in der Schule und um den Blick auf Frauen. Innerhalb dieser Themen wechselt die Betrachtungsweise immer wieder von der Ich-Erzählerin Miv zu den „potenziell verdächtigen Personen“ sodass der Leser immer etwas mehr weiß als Miv selbst gleichzeitig aber weiterhin genügend Raum für eigene Spekulationen bleibt.

Für mich eine wirklich lesenswerte Geschichte bei der die Autorin (die selbst als Kind in der Zeit des Yorkshire Rippers aufgewachsen ist) mit Miv eine tolle Protagonistin geschaffen hat, der man die Suche auf jeden Fall abnimmt.