Über Mut und Neugier

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romy_abroad Avatar

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Miv ist 12 Jahre als und lebt mit ihren Eltern und ihrer Tante in Yorkshire. Miv lebt in einfachen Verhältnissen, doch ihre Freundschaft zu Sharon macht sie glücklicher, als es alles Geld der Welt könnte. Als Miv's Vater andeutet, dass die Familie vielleicht umziehen wird, ist Miv todunglücklich. Doch ihr Vater macht sich Sorgen um die drei Frauen im Haus, denn der Yorkshire Ripper, der schon etliche Frauen angegriffen und getötet hat, wurde noch immer nicht gefasst. Eigentlich kein Thema, mit dem Miv sich beschäftigen sollte, und doch hat sie sich in den Kopf gesetzt, den Ripper zu finden - und so ihre Freundschaft mit Sharon zu retten. Die Mädchen beginnen also, Beobachtungen anzustellen, zu recherchieren und ihre Erkenntnisse zusammenzutragen. Dabei erfahren sie automatisch mehr über ihre Nachbarn, Lehrer und Mitmenschen, als sie je erwartet hätten.
Ich wusste nicht genau, was ich von "Unser Buch der seltsamen Dinge" erwarten sollte, da ich mir die Story nur schwer vorstellen konnte. Wie sollte ein kleines Kind ermitteln? Wie passt das in den gleichen Kontext wie ein Serienmörder, der sich an Frauen vergeht?
Doch die Geschichte funktioniert, da der Fokus eindeutig auf Miv und ihrer Familie liegt. Die allgegenwärtigen Taten des Yorkshire Rippers lassen gemeinsam mit der wirtschaftlichen Lage und den familiären Problemen eine schwermütige und bedrückende Atmosphäre entstehen. In dieser Atmosphäre erleben Miv und Sharon ihre Freundschaft, und es gelingt ihnen, Lichtblicke zu finden und schöne Momente zu schaffen. Diese positiven Funken machen das Buch lesenswert. Sie entstehen aus der Interaktion von Miv mit ihren Mitmenschen, wobei Miv entsprechend ihrem Alter kindlich handelt und denkt, aber nie kindisch. Sie ist teilweise naiv, aber nicht dumm. Diese Unschuld stellt einen diametralen Kontrast zur Suche nach dem Schuldigen der Ripper-Morde da.
Darüber hinaus verspinnt die Geschichte viele thematische Fäden, wie zum Beispiel Armut, häusliche Gewalt oder Fremdenfeindlichkeit, ohne überladen zu wirken oder sich dabei zu verheddern. Diese thematische Vielfalt macht das Buch interessant und lässt es authentisch wirken. Mein einziger Kritikpunkt: Miv und Sharon werden von vielen Erwachsenen mit etwas zu offenen Armen aufgenommen, und schließen eine ganze Reihe von Freundschaften mit Erwachsenen, was mir etwas suspekt und zu romantisiert vorkommt. Davon abgesehen hat mir "Unser Buch der seltsamen Dinge" wirklich sehr gut gefallen und ich habe Miv gerne durch die Geschichte begleitet.