Berührendes Sittengemälde

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In diesem Buch ist der Leser dauerhaft verankert, auch wenn er es zur Seite gelegt hat, um einen Lesepause zu machen. Die Geschichte geht unter die Haut, die Charaktere gehen unter die Haut und die unglaublich realitätsnahe Schilderung der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland während der siebziger und achtziger Jahre lässt den älteren Leser, der die Zeit miterlebt hat, in Erinnerungen versinken.
Selbst ein Kind dieser beiden Jahrzehnte, sind mir die politischen Personen und die großen Themen dieser Zeit bekannt, ohne jedoch die Zusammenhänge damals verstehen zu können. Aber viele Dinge des Alltags, wie Einrichtungsgegenstände, Farben, Materialien, Musik und technische Errungenschaften bilden die eigene Kindheit ab. Was habe ich meine Kicker-Schuhe geliebt!
Dieses Buch ist ein wundervoller Kontrast zu der heutigen Zeit, die so viel schneller ist und deren Alltag durch die Digitalisierung bestimmt wird. Andere Probleme treten heute in den Vordergrund, Kinder können sich die Welt aus "Unser kostbares Leben" nur schwer vorstellen, dabei ist das ganze noch nicht so lange her.
Aber ein Thema ist nach wie vor aktuell: Umweltschutz. Von den Grünen damals auf den Weg gebracht ist es heute kein vom Establishment verachtetes Thema von irgendwelchen Spinnern mehr, sondern ein ernstes Problem für unseren Planeten. Auch wenn der Sache nach wie vor nicht die Bedeutung beigemessen wird, wie es nötig wäre. Schnöder Mammon ist das oberste Gebot. Wie auch schon damals: Ränkeschmiede, Vertuschung und ausgiebige Nutzung gesetzlicher Lücken hatten und haben zu jeder Zeit ihren Platz in der Gesellschaft.
Das von Katharina Fuchs gezeichnete Sittengemälde besticht durch seine Genauigkeit, seine gefühlvolle Schilderung und seine Protagonisten, die allesamt versuchen, mit den Zwängen und Nöten ihres persönlichen Alltags zurechtzukommen. Mehr schlecht als recht manchmal, denn einige sind so fest in ihrer Zeit verankert, dass sie gefangen bleiben in ihren veralteten Denkweisen.
Der jungen Generation gelingt es, ihren Platz zu finden und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Auf den Weg, der ins einundzwanzigste Jahrhundert weist.