Interessant, spannend und teilweise erdrückend!

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julilalele Avatar

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Als Kind der 90er war diese sehr intensive Zeitreise durch die 1970er Jahre eine neue Leseerfahrung. Ich habe durchaus neue Seiten an dieser Zeit entdeckt und das Buch war pure Freude für mein Leserinnenherz.

Katharina Fuchs hat eine außerordentliche Gabe ihre Erzählweise bildhaft und fesselnd in einen fließenden Schreibstil zu packen. Ich war von der ersten Seite an in den Bann gezogen und an Aufhören mit Lesen war nicht zu denken.

Die Figuren des Buches Minka, Caro und Claire durchleben eine haarige Zeit, die allerdings nicht selten auch an aktuelle Themen erinnert: Korruption, Umweltverschmutzung und Pharmaversuche (an Tier und Mensch). Alles samt Themen, die die Protagonistinnen nicht unberührt lassen. Im Laufe des Buches findet jedes der Mädels einen für sich eigenständigen und richtigen Weg mit den verschiedensten Geschehnissen umzugehen.

Von vorn: Minka und Caro sind beste Freundinnen auch wenn ihre Familien verschiedener nicht sein könnten. Die eine ist die Tochter des SPD-Bürgermeisters, die andere die des Direktors der örtlich ansässigen Schokoladenfabrik. Beide Mädchen merken schnell, dass ihre Väter völlig verschiedene Denkweisen, sowohl politisch als auch ökologisch und sozial verfolgen. Als dritte im Bunde kehrt Claire ins Geschehen. Als Waisenkind kommt das kleine Mädchen aus Vietnam in ein Kinderheim in die Stadt.

Alle drei müssen ziemlich schnell realisieren, dass die kleine Industriestadt mit grüner Idylle sich zügig in eine bedrohliche Situation manövriert. Und dies hat die Stadt allein dem Menschen, teilweise ihren Vätern zu verdanken. Das Flusswasser wird vergiftet. Die Heimkinder werden für Versuche der Pharmaindustrie missbraucht. Wie kostbar ist da das Leben noch.

Nach und nach entwickeln sich die Protagonistinnen weg von der kindlichen Naivität zu Individualistinnen. Drei Mädchen – drei Lebenswege. Während Minka den Protest vorzieht und sich über diesen Weg Gehör verschaffen will, versucht Claire durch die Forschung Gewissheit über die Machenschaften der Pharmaindustrie zu erlangen. Caro will sich entgegen Minka tiefer auf Spurensuche begeben und die Wahrheit im Rahmen des Journalismus aufspüren.

Als Leser kann man sich nur schwer für einen der Wege sympathisieren.
Alle drei Charaktere fesseln einen und die Lebenswege sind gleichermaßen spannend.

Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter. Selbst wenn man nicht so sehr auf historische Romane steht und mit der Zeit bisher nichts anfangen konnte, ist der Roman packend und gleichermaßen erschütternd und herzzereißend.