Beziehungsdynamik mit Machtgefälle

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jana_f.s. Avatar

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Mit "Unser wikliches Leben", welches Anfang 2022 in der deutschen Übersetzung im Carl Hanser Verlag erschien, legt uns die Autorin Imogen Crimp auf rund 460 Seiten, untergliedert in vier Teille, ihren Debütroman vor.
Die Hauptfiguren in ihrer sich in London abspielenden Geschichte sind die Protagonstin Anna und der Protagonist Max. Anna, 24 Jahre alt, studiert Operngesang am Londoner Konservatorium und singt in einer Jazzbar, um ihren Lebensunterhalt annähernd bestreiten zu können. Dort trifft sie eines Abends auf den viele Jahre älteren Max, der höchst situiert ist und dessen Leben in vielen Hinsichten ein ganz anderes ist als das von Anna. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Geschichte, für die der Terminus "Liebesgeschichte" vielleicht nicht der gänzlich treffende ist, denn maßgebliche Elemente der Beziehung zwischen den beiden sind etwa Abhängigkeit (in verschiedenen Hinsichten), Machtungleichheiten, das teilweise Aufgeben der eigenen Person mitsamt eigener Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen.
Crimps Roman führt uns auf literarischer Ebene indrücklich vor Augen, wie sehr Klassenzugehörigkeit uns selbst und unsere sozialen Nahbeziehungen formt.