Macht, Liebe und Musik

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seitenfeder Avatar

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Der Roman „Unser wirkliches Leben” von Imogen Crimp handelt von Karriere und Beziehungen, insbesondere von Macht, Liebe, Anerkennung und Sex.
Die musikliebende Anna steht zwischen zwei Welten: Zum einen singt sie tagsüber an einer renommierten Opernschule, zum anderen muss sie sich ihren Lebensunterhalt als Jazz-Sängerin nachts in einer verrauchten Londoner Bar verdienen. Dort trifft sie auf den älteren und wohlhabenden Max. Die Leben der beiden so gegensätzlichen Charaktere verweben sich, wobei unklar ist, was genau die beiden miteinander verbindet: Eine Beziehung? Eine Affäre? Nur Sex? Reines Ausnutzen von Max Seite aus? Ihr Verhältnis ist sehr kompliziert, besteht es doch aus Manipulation, Distanz, Sex und teuren Essen. Anna kämpft im Laufe des Buches zunehmend mit Selbstzweifeln im Bezug auf ihre Musikkarriere.
Immer wieder gibt der Roman Einblicke in Annas Opernausbildung, was zum einen sehr spannend ist, sich zum anderen aber auch teilweise etwas zieht. Die Autorin Imogen Crimp verarbeitet hier anzunehmender Weise auch eigene Erfahrungen aus ihrer Zeit am Konservatorium in London, was die Beschreibungen realistisch wirken lässt. Der Kampf von Anna mit finanziellen, musikalischen und zwischenmenschlichen Problemen beeindruckt und ist spannend zu verfolgen.
Das Cover gefällt mir durch seine Schlichtheit sehr gut. Die gegensätzlichen Farbbereiche von rötlichen Tönen und dunklen Tönen spiegeln die Gegensätzlichkeit der beiden Charaktere gut. Der Erzählstil ist eher langatmig und die Figuren bleiben ein wenig flach, hier wäre ein wenig mehr Tiefgang schön gewesen.
Die Geschichte ist keine klassische Liebesgeschichte, was mir sehr gut gefallen hat. So regt das Buch sehr zum Nachdenken über toxische Beziehungen an und geht viel tiefer als ein einfacher Gute-Laune-Liebesroman. Insgesamt kann ich das Buch empfehlen.