Spannende Lektüre

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"Unser wirkliches Leben", der Erstlingsroman von Imogen Crimp, ist in deutscher Sprache Anfang diesen Jahres im Verlag Carl Hanser erschienen und begleitet auf knpp 460 Seiten die beiden Hauptfiguren Anna und Max, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Anna ist jung, verdient gerade genug Geld, um ihre Miete und die sonstigen Kosten ihres Lebens in London zu zahlen, studiert tagsüber, jobbt abends; Max, ein ganzes Stück älter als Anna, Vielverdiener. Was macht es mit einer Beziehung, wenn ein solcher Altersunterschied besteht, eine solche Differenz in Verdienst und Vermögen, ein Unterschied von Klassenzugehörigkeiten und Lebensphasen? Eine spannende literarische Abhanlung wichtiger Fragen.
Den oft geäußerten Kritikpunkt, dass die bewusst ausgelassenen Anführungszeichen den Lesefluss stören und sogar zu einer Distanz zwischen Leser*in und Geschichte führen, kann ich nicht nachvollziehen. Bei den Romanen von Sally Rooney machte ich erstmals eingehende Bekanntschaft mit diesem Formstil und bin seitdem großer Fan, da ich finde, dass dadurch gerade mehr Innenschau ermölicht wird und Disztanzen meines Erachtens dadurch entfallen, dass an einigen Stellen eben nicht klar ist, ob es gedachte oder gesprochene Worte sind, die man gerade liest.