Wie einem das eigene Leben entgleitet

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leseclau Avatar

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Anna möchte unbedingt Opernsängerin werden. Sie ordnet diesem Traum alles unter. Ihr Glück findet sie an einem Konservatorium in London, wo ihr außerordentliches Talent gefördert wird. Doch dann tritt Max in ihr Leben. Er zeigt ihr, wie es ist, ohne Geldsorgen zu sein. Wie es ist, nach seinen Werten zu leben. Für ihn ist sie vermutlich nur ein netter Zeitvertreib, doch für sie wird er nach und nach zum Mittelpunkt ihres Lebens. Sie ist in seinem Sog und verliert sich darin.
Das Buch beginnt mit hohem Tempo. Anna erzählt aus ihrer Sicht, wie es ist als Sängerin, die sich irgendwie gerade so über Wasser hält. Fasziniert bin ich eingetaucht in die mir fremde Welt der Gesangsausbildung. So wird zum Beispiel der Moment vor einem Auftritt fast minutiös beschrieben. Annas Gedanken werden überhaupt sehr klar und mit ganz präzisen Worten beschrieben. Es ist, als würde sie direkt neben einem sitzen und ihre Geschichte erzählen.
Im Mittelteil ist aus meiner Sicht etwas Tempo verloren gegangen. Nicht nur Anna verliert sich selbst in Max‘ Welt. Auch ich hab ein bisschen die Geduld verloren bei häufig ähnlichen Passagen.
Am Schluss – als Anna langsam begreift, was mit ihr passiert – gefällt mir das Buch wieder richtig gut. Schöne geradlinige Sätze beschreiben ihre Gefühle und ihr Erkennen. Und so schließt das Buch wieder an den starken Beginn an.
Gewöhnungsbedürftig ist sicherlich, dass wörtliche Rede und Text übergangslos ineinander übergehen. Aber genau das hat in meinen Augen das Tempo und die Authentizität erhöht. Ein toller Schreibstil. Mir gefallen auch die Grafiken zwischen den Kapiteln sehr. Dadurch hat das Buch eine schöne Aufmachung, was für mich die Lesefreude nochmal erhöht.