Die Himmelsstürmerinnen Hanni und Amelie

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gisel Avatar

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Lieselotte eilt an das Krankenbett ihrer Mutter Amelie, die nach einem Unfall ins Koma gefallen ist. Die Ärzte empfehlen ihr, mit ihrer Mutter zu sprechen, das könne dieser bei der Genesung helfen. Lieselotte stellt einmal mehr fest, dass sie kaum etwas über das Leben ihrer Mutter weiß, sie kennt nicht einmal den Namen ihres Vaters. Da beginnt sie, zusammen mit der Nachbarin ihrer Mutter, nach Amelies Vergangenheit zu suchen. Es ist erstaunlich, was sie dabei herausfindet: Amelie war eine der wenigen Segelfliegerinnen in ihrer Jugend, zusammen mit ihrer damaligen Freundin Johanna. Sie malten sich eine gemeinsame Karriere als Pilotinnen in der Nazi-Zeit aus, doch das Leben machte einen Strich durch diesen Plan…

Ausgehend von den Träumen und der innigen Freundschaft der beiden jungen Frauen, entwickelt Clarissa Linden einen Roman, der die damalige Zeit gut wiederspiegelt. Teilweise wirken die Passagen sehr langatmig, doch der insgesamt eher flüssige Schreibstil lässt die Seiten trotzdem einfach weiterfliegen. Das Cover zeigt das Bild zweier junger Frauen, die sich offensichtlich gut verstehen und sehr eng miteinander verbunden sind. Anfangs widmet sich das Buch vorwiegend den Schwierigkeiten, die Frauen in der Nazi-Zeit hatten, zurückgeschickt ins Haus, zur Mutterschaft glorifiziert. Hier erkennt man die sorgfältige Recherche der Autorin.

Doch es gibt noch einen weiteren Erzählstrang, nämlich den über die Freundschaft der beiden Frauen, die durch die Liebe zu einem Mann zerstört wird. Hier besteht immer wieder die Gefahr, ins Triviale abzurutschen, und ich kann sehr oft die Handlungen der Protagonisten nicht nachvollziehen. Die Figuren bleiben seltsam blass, teilweise auf Stereotypen reduziert. Hier finde ich manches nicht ganz realistisch, genauso wie die Wandlung von Lieselotte, die es schafft, sich durch die Nachforschungen nach der Vergangenheit ihrer Mutter auch Abstand zu ihrem gleichgültigen, herrschsüchtigen Ehemann zu gewinnen. Außerdem werden manche Passagen wiederholt, hier hätte man besser Korrektur lesen sollen.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch, das mit dem Thema der Himmelsstürmerinnen gut gestartet ist, dann aber die Liebesgeschichte als nächsten Schwerpunkt auswählt und dadurch Potential verschenkt. Ich hatte mir ein Buch über starke Frauen erwartet. Wer sich jedoch eher für die Liebesgeschichte interessiert, wird mit dem Buch sicherlich mehr Freude haben.