Himmelsstürmerinnen

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regenprinz Avatar

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Dieser Roman hat mich vor allem inhaltlich angesprochen - die Geschichte der ersten Fliegerinnen Deutschlands interessierte mich sehr. Das Ganze mit einem spannenden Drama um zwei Freundinnen in der finstersten Epoche deutscher Geschichte zu verknüpfen, klang ebenfalls spannend. Genau wie der Sprung in die Gegenwart, zu Lieselotte, die eine Entwicklung durchläuft vom bieder-braven, stets kuschenden Ehehäschen zu einer Frau, die ihren eigenen Weg gehen will. Auch das bot eigentlich Voraussetzungen genug für mitreißenden Lesestoff.
Nur leider fand ich die Umsetzung insgesamt weniger gelungen. Das lag vor allem daran, dass mich die Charaktere nicht überzeugt haben. Ihr Verhalten wirkte oft einfach nicht stimmig auf mich, fast egal, um wen es sich handelte. Lediglich Margo, die leicht chaotische Nachbarin Amelies, fand ich gut gezeichnet.
Dagegen konnte ich z.B. kaum nachvollziehen, weshalb Amelie gegen Johannas bevormundende, erpresserische Art der "Freundschaft" nie aufmuckt oder deren Verhalten auch nur hinterfragt. Auch die Liebesgeschichte war für mich als Leserin zwar beschrieben, jedoch nie wirklich "spürbar". Die Konsequenzen, die sich aus der ganzen Tragödie ergeben (speziell Amelies Umgang mit ihrer Tochter), fand ich schon gar nicht glaubhaft.
Darüber hinaus störten mich die zahlreichen Wiederholungen im Text, wenn jeder Gedankengang nochmals aufgenommen wurde, als würde es nicht ausreichen, ihn einmal konkret zu erwähnen. Im Gegenzug habe ich dafür z.B. bei den Besuchen Lieselottes bei den gealterten Fliegerinnen Tiefe und konsequentes Nachfragen vermisst - ihr Interesse an der Wahrheit der Vergangenheit schien mir da manchmal eher dürftig zu sein (warum eigentlich?).
Ansonsten fand ich die Wechsel zwischen den Zeitebenen bzw. den Strängen der Handlung passend, das gefiel mir gut. Die Detailinformationen hinten im Buch zu den deutschen Fliegerinnen zeigen auch, wie intensiv die Autorin sich mit dem tatsächlichen Hintergrund ihrer Geschichte auseinandergesetzt hat. Schade nur, dass mir die wesentlichen Figuren im Roman so fremd geblieben sind.