Lebe Deine Träume

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nela77 Avatar

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Lieselotte ist in den 70er Jahren in einer sehr kalten und traditionellen Ehe gefangen. Als sie den Anruf erhält, dass ihre Mutter nach einem Unfall im Koma liegt, reist sie zu ihr. Im Zuge einiger Nachforschungen erfährt sie viel mehr über das Leben ihrer Mutter Amelie, als diese bisher offenbart hat, und versteht langsam die Hintergründe ihres oft sehr kühlen Verhaltens. Amelie und ihre Freundin Johanna hatten in den 30er Jahren nur einen großen Traum – zu fliegen. Doch die äußeren Umstände und weitere unvorhergesehene Ereignisse stehen diesem Wunsch entgegen.

Obwohl die Geschichte zu einer völlig anderen Zeit spielt, als der, in der wir heute leben, ist die Situation der Frauen für mich gut nachvollziehbar. Man spürt die Sehnsucht, Fliegen zu dürfen, und die Leidenschaft der Frauen dafür. Gleichzeitig wird klar, wie beschwerlich das Fliegen zu dieser Zeit war. Die Geschichte von Amelie und ihrer Freundin Hanni im Jahr 1935 sowie der Unfall und seine Folgen 1971 werden parallel erzählt. Fliegende Frauen sind sicherlich ein eher ungewöhnliches Thema. Das Leben zu beiden Zeiten und die Geschichte sind in jedem Fall sehr gut recherchiert. Der Nationalsozialismus gewinnt in Deutschland 1935 an Bedeutung, spielt im Roman aber nur eine Nebenrolle. Freundschaft, Liebe, Eifersucht, das Verhältnis zur Mutter und das traditionelle Rollenbild der Frau sind weitere wichtige Themen, die angesprochen werden. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches kann evtl. abschreckend wirken, ist für das Verständnis des Buches aber nicht notwendig, da die Personenzahl überschaubar ist.

Ich konnte in diesem Buch richtig versinken. Clarissa Linden versteht es sehr gut, das Innere ihrer Figuren, ihre Gefühle, Gedanken, Träume und Zweifel deutlich und spürbar zu machen. Ein Buch mit geschichtlichem Hintergrund, das einfach Spaß macht zu lesen.