Unsere Hälfte des Himmels - sehr lesenswert

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Keine Frau, welche Ausnahmeerscheinung sie auch sein möge, wird jemals die Höhen erreichen können, die ein außergewöhnlicher Mann erreicht (Antonie Straßmann).
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Frankfurt 1935: Amelie und Johanna sind beste Freundinnen. Schließlich teilen sie ihr Hobby: Das Fliegen. Jede freie Minute und jeden Reichspfennig sparen sie sich für ihr Hobby auf. In der Nazizeit in Deutschland wird es den Frauen allerdings nicht leichtgemacht ihrem Hobby nachzugehen. Aber beide halten an ihrem Traum fest. Bis Amelie sich in Johannas Fluglehrer verliebt.
Kassel 1971: Amelies Tochter Lieselotte ist zwischenzeitlich verheiratet. Zu ihrer Mutter hatte sie kein gutes Verhältnis. Amelie war ihr gegenüber immer gefühlskalt und Ihr Verhalten zu ihr immer mit einer gewissen Härte versehen. Doch da lernt Lieselotte eine ganz andere Amelie kennen, als die kühle Fassade vermuten läßt. In der Vergangenheit gibt es einige Dinge, die Lieselotte nicht weiß.
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Von dieser Autorin kenne ich schon einige Bücher. Unter ihrem Pseudonym Clarissa Linden eben "Ich warte auf Dich, jeden Tag" und unter einem anderen Pseudonym noch einige andere Bücher. Zwischenzeitlich gehört sie zu meinen Lieblingsautoren. Wie ich es gerne habe wechselt sich die Geschichte zwischen Vergangenheit (1935) und Gegenwart (1971) ab. Was mir gut gefallen hat ist, dass der Wechsel nicht nach jedem Kapitel stattfindet sondern schon einige Kapitel von der gerade erzählten Zeit handeln. So wird man nicht jedes Mal aus der Geschichte gerissen. Lieselotte macht im Buch eine gewisse Veränderung durch. Jung hat sie geheiratet. Zwischenzeitlich stellt sie fest, dass sie ihre Entscheidung zu heiraten zu schnell getroffen hat. Wahrscheinlich um der Gefühlskälte der Mutter zu entrinnen. Nach den ersten Ehejahren entwickelt sich alles eher zum Negativen. Eduard entpuppt sich als nicht gerade liebevollen Ehemann. Nicht mal das Bier kann er sich selbst aus der Küche holen. Beim sonntäglichen Tatort-Schauen läßt er sich fleißig von Lieselotte bedienen kann nicht mal Danke sagen und sich vom spannenden Krimi losreißen. Selbstverständlich ist es für ihn, dass Lieselotte ihn von hinten bis vorne bedient. Dass er Geld verdient und Lieselotte somit zuhause sein kann sieht er als Dank genug. Damals war es normal, dass eine Frau nach der Heirat ihre Arbeit aufgab. Lieselotte merkt, dass sie immer unglücklicher wird und so ihr Leben nicht weitergehen kann. Als sie in die Vergangenheit von Amelie eintaucht, merkt sie, dass sie ihre Träume nicht mehr hinter der Ehe anstehen möchte.
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Am Schluß des Buch werden noch bekannte Fliegerinnen genannt, eine Chronik dazu wann die ersten Frauen durch Fliegen bekannt wurden und warum der Ort Frankfurt gewählt wurde. Außerdem ist noch eine Preisliste angegehängt wieviel Lebensmittel kosteten. Ein halbes Pfund Butter kostete damals den Durchschnitts Stundenlohn eines männlichen Facharbeiters. Nämlich 78 Reichspfennige. Unvorstellbar, wenn heutzutage für eine Butter seinen Stundenlohn bezahlen müsste.
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Das Buch wird jedem gefallen, der so wie ich, gerne Bücher liest, die vom Nationalsozialismus und von einer Familiengeschichte handeln. In diesem Buch werden auch die Rechter der Frauen im Nationalsozialismus behandelt, die nach dem goldenen Zwanzigern wieder rückständiger wurden.