Unsere Hälfte des Himmels

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gelinde Avatar

Von

Unsere Hälfte des Himmels, von Clarissa Linden

Cover:
Passt sehr gut zum Buch.

Inhalt:
Deutschland in den 30er Jahren, die Nazizeit wirft ihre Schatten voraus.
Die Frauen gehören ins Haus und müssen Kinder bekommen.
Da haben es die beiden Freundinnen Johanna und Amelie schwer, ihr Traum ist das Fliegen. Und mit Mut und Zielstrebigkeit schaffen sie es auch ganz weit.
Doch dann verliebt sich Amelie und Johanna fühlt sich verraten und lässt sich zu einem folgenscheren Verrat verleiten.

Deutschland in den 70er Jahren, die Frauen müssen immer noch für viele Rechte kämpfen. Es gibt noch den §218, oder z.B. die Tatsache, dass Männer ihren Frauen das Arbeiten verbieten können.
Liselotte, die Tochter von Amelie, hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und ist quasi in die Ehe geflohen, sie erkennt dass sie unzufrieden und unglücklich ist.
Genau in dieser Zeit hat Amelie einen schweren Unfall und liegt im Koma im Krankenhaus. Plötzlich wird Liselotte mit Amelies Vergangenheit konfrontiert und sie erfährt Dinge die sie nie für möglich gehalten hätte.
Dadurch verändert sie sich auch selber, wird stärker und sieht nur ihr Leben in einem ganz anderen Licht.

Meine Meinung:
Mit dem Schreibstil hab ich so meine Schwierigkeiten gehabt, so das erste Drittel brauchte ich um richtig in die Geschichte hineinzuwachsen. Mir kam alles recht „gestelzt“ oder „gekünstelt“ vor, vor allem in der Gegenwart, also in den 70er Jahren. Liselottes Verhalten kam mir oft unglaubwürdig, unlogisch und konstruiert vor. Z.B. Liselotte eher die zurückhaltende, hausbackene Frau, freundet sich von jetzt auf nachher mit der jüngeren Nachbarin Marga an, und diese besorgt ihr eine Arbeit, (obwohl Liselotte doch für die im Koma liegende Mutter da sein will) und Liselotte hat natürlich alle passenden Papiere bei sich?
Was mich auch etwas gestört hat waren die „künstlich erzeugten Chliffhänger“, gerade an der spannendsten Stelle hörte das jeweilige Kapitel auf und leider wurde der Faden dann nicht an dieser Stelle irgendwann wieder aufgenommen, sondern später. Z.B. beim Treffen der verfeindeten Freundinnen: sie trafen sich und dann war Ende, und später heißt es dann nur:…‘.der schreckliche Streit der dem Treffen gefolgt war‘, und gerad hier wären die Emotionen, die Worte, wie schlimm dieser Streit war, so wichtig gewesen.

Aber nachdem diese erste Hürde überwunden ist, gewinnt das Buch an Intensität und Emotionen. Vor allem die Geschehnisse um die Freundschaft von Johanna und Amelie ihr harter Kampf ums Fliegen in der Nazizeit und dann die Liebe, die Amelie quasi dazwischenkommt und Johanna somit ein Drama auslöst, das wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können.

Wir als Leser stehen über den Dingen und erfahren quasi so nach und nach was sich in beiden Zeiten abspielt. Wir können viel früher ahnen warum das Verhältnis von Amelie und Liselotte so geworden ist wie es ist.
Wir bangen und zittern mit Amelie in der Vergangenheit und wir sehen die Entwicklung die Liselotte in der Gegenwart macht.
Beides sind Situationen die mir Gänsehaut beim Lesen gemacht haben.

Autorin:
Clarissa Linden ist promovierte Soziologin. Die Geschichte der Frauenbewegung und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus waren und sind ihre Themen, zu denen sie für diesen Roman intensiv recherchiert hat.

Mein Fazit:
Eine unglaubliche Geschichte über starke Frauen, die sich ihren Weg erkämpfen und doch nicht über ihren Schatten springen können?
Ein Schicksals-Roman, der zeigt, dass Worte die einmal gesagt wurden, nicht mehr zurückgenommen und ungeschehen gemacht werden können.
Ein unbedachter Moment alles zerstören kann.
Die Geschichte erhält von mir 5 Sterne, für den Schreibstil ziehe ich einen ab,
also gute 4 Sterne.