Freundschaft und Heimat

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Alice Elliott Darks Roman „Unsere Jahre auf Fellowship Point“ erzählt die Geschichte der lebenslangen Freundschaft zwischen Agnes und Polly, zwei Frauen über achtzig, die gegensätzliche Wege eingeschlagen haben, aber seit ihrer Kindheit befreundet sind. Während Polly sich für ein Leben mit Familie entschieden hat, führt Agnes ein unabhängiges Leben als Schriftstellerin. Beide besitzen Grundstücke in Fellowship Point, einem idyllischen Ort in Maine, dessen Erhalt ihnen zunehmend Sorgen bereitet. Als sich ihr Zuhause zu verändern droht, tauchen nach und nach Erinnerungen und Geheimnisse auf, die sie ihr Leben lang begleitet haben.

Dark schreibt mit viel Gefühl für die Stimmungen ihrer Figuren und die zwischenmenschlichen Nuancen. Die Sprache ist poetisch und präzise, die Naturbeschreibungen voller harmonischer Bilder, die dem Buch eine ruhige Atmosphäre verleihen. Durch die Erzählweise wird die enge Freundschaft der beiden Frauen spürbar, obwohl ihre Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten: die kompromisslose Agnes und die harmoniebedürftige Polly. Die Handlung entwickelt sich langsam und behutsam und lässt der Geschichte Raum, in das Seelenleben der Figuren einzutauchen. Besonders im Gedächtnis bleiben die Perspektivwechsel und die Tagebucheinträge, die Einblicke in die Vergangenheit der beiden Freundinnen geben und das Buch lebendig machen.

Dennoch wirkt das Buch manchmal etwas langatmig. Die detaillierte Erzählweise, die auf viele Hintergrundgeschichten eingeht, schafft eine dichte Atmosphäre, führt aber auch dazu, dass sich das Buch in Beschreibungen verliert. Auch wenn die Handlung insgesamt etwas kürzer hätte ausfallen können, bleibt „Unsere Jahre auf Fellowship Point“ eine einfühlsame Geschichte der Freundschaft, die für Lesende mit Geduld und Sinn für stille, tiefgründige Geschichten viel zu bieten hat.