Erbarmungslos

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reisende Avatar

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Schon die Gestaltung des Covers entführt in die schwülen Sümpfe von Louisana und lässt die Armut der dort lebenden Menschen lebendig werden. Das Cover verspricht nicht zu viel:

Die Autorin Anna Bailey hat es geschafft, einen sehr dichten und vielschichtigen Roman zu schreiben, der dabei allerdings nicht überladen ist. Alles passt zusammen und ist wichtig für die Handlung und das Geschehen, jedes noch so kleine Detail hat eine Bedeutung.

Ihre Sprache ist mitreißend, man findet sich sich mitten im Geschehen, dass einem teilweise der Atem stockt und man eine Lesepause (und die fällt schwer!) braucht, um wieder im "Hier- und Jetzt" anzukommen, ohne sich allzusehr in die Tiefen und menschlichen Tragödigen ziehen zu lassen.

Die Protagonisten Loyal und Sasha, selbst beides Außenseiter in der beschriebenen bigotten Gesellschaft geben trotz aller Hindernisse nicht auf, den Tod von Loyals ehemaliger Freundin Cutter aufzuklären.

Es ist gesellschaftlicher Roman, mit angebrachter Kritik, der zeigt, dass Armut und fehlende Bildung zu Gewalt und Faschismus führt - und das nicht nur im tiefsten Lousisana.
Da aktuell gerade ein Fall vor dem deutschen Arbeitsgericht verhandelt wurde, fand ich dieses Zitat für unsere Zeit und dem Zustand in unserem Land sehr passend: "Ob nun Katholik, Baptist oder Wunderheiler (....)wenn es eine Sache gibt,(...) die die Leute gemeinsam haben, dann die Überzeugung, Gott wolle sie über Frauenkörper entscheiden lassen.
Dieses Zitat finde ich auch erwähnenswert:
"Es kommt schon vor, dass jemand eine Frau lieber tötet, als sie selbst entscheiden zu lassen, ob sie Mutter werden will oder nicht."

Unbedingt lesen!