Südstaatenroman mit Wucht & Atmosphäre
Louisiana in den Südstaaten der USA: Endlose Sumpflandschaften, schwüle Hitze, Rassismus, Gewalt, korrupte Polizisten, toxische Männlichkeit, Bildungsprobleme, Rechtsextremismus, Trumpismus, Armut & White Trash - alles Dinge, die ich nicht mag. Trotzdem lese ich gerne Louisiana Romane. Vor den klassischen "Plantagen-Romanen" wie "Tiefer Süden" von Gwen Bristow bis zu den wirklich harten Thrillern von James Lee Burke über den Polizisten Dave Robicheaux. Dieser Roman von Anna Bailey ist auf jeden Fall mehr James Lee Burke (vermischt mit ein wenig Vibe vom Film "Big Easy") und kein romantischer Südstaaten-Roman à la "Vom Winde verweht". Im (fiktiven) Ort Jacknife in den endlosen Sümpfen des Atchafalaya Beckens tief im Süden von Louisiana ist das Leben hart und trostlos. Einziger großer Arbeitgeber ist eine Kunststofffabrik, die Luft und Wasser verpestet. Oder man arbeitet im Diner. Oder man jagt Alligatoren. Zum Essen und zum Verkauf der Lederhaut. Ein Ort, aus dem man weg will. Und das genau hat Loyal gemacht. Sie ist ihrem Vater nach Texas gefolgt, hat studiert und ist Journalistin in Houston geworden. Doch als ihre Mutter starke Anzeichen von Demenz entwickelt, kommt Loyal zurück nach Jacknife. Sie will hier nicht nur ihre Mutter unterstützen, sondern sich auch mit ihrer Kindheitsfreundin versöhnen. Dieser hatte sie mit einem Artikel in der örtlichen Gazette einen verbalen Schlag versetzt. Wobei man wissen sollte, dass dies wiederum daran lag, dass einer der Alligatoren auf der Familienfarm der Freundin Loyal die halbe Hand abgebissen und Cutter, die Freundin, dies einerseits schuld war und andererseits nicht angemessen reagiert hatte.
Doch es gibt keine Chance zur Versöhnung, denn Cutter wird tot aufgefunden. Schnell wird die Sache als Selbstmord zu den Akten gelegt, denn Cutter kam aus miesen Verhältnissen: Versoffene, früh verstorbene Eltern, ein gewalttätiger älterer Bruder und ein drogensüchtiger jüngerer Bruder. Das "normale" Schicksal in dieser Gegend, wenn die Perspektiven fehlen oder man das eigene Versagen mit den "Eliten", der Regierung und ähnlichem rechtsextremem Gedankengut rechtfertigt. Doch Loyal will Cutter endlich Gerechtigkeit zukommen lassen und stürzt sich zusammen mit Sasha, ihrem Kollegen von der örtlichen Zeitung, in eigene Ermittlungen. Sie geraten dabei in einem Sumpf aus Drogengeschäften, Gewalt und korrupter Polizei, was sie immer mehr in Gefahr bringt.
Doch es gibt auch Lichtblicke zwischendurch, das unterscheidet diesen Roman von den Thrillern von James Lee Burke. Mitmenschlichkeit, zarte Bande, unerwartete Rettungen. Und da ist vor allem Sasha, die für mich eigentliche Hauptperson. Ein liebenswert-chaotischer Typ, der offen schwul lebt (in den Südstaaten nicht gerade gern gesehen) mit einem großen Herzen und einer Menge Mut. Gemeinsam schaffen Sie es, die sorgsam verborgenen Geheimnisse aufzudecken. Das ist spannend beschrieben und vor allen Dingen sind es die bildhaften Beschreibungen der Landschaft, der Hitze, der Schwüle, der schwarzen Sümpfe mit den unzähligen Alligatoren und die vielen unterschwelligen Bedrohungen, die diesen Roman so herausragend machen. Atmosphärisch ist das Buch fulminant. Ich konnte die Landschaft fast spüren, mit solcher sprachlichen Wucht wird alles beschrieben. Bei den expliziten Gewaltszenen musste ich oft schlucken - aber durch den Wechsel mit zarten und schönen kleinen Szenen wurde es erträglich. Und: Es gibt (leichte) Lichtblicke zum Schluss.
Fazit
Ein Southern-Gothic-Roman, den ich empfehle. Nicht so filigran von der Erzählung wie die von Truman Capote, nicht so romantisierend wie Vom Winde verweht und nicht so hoffnungslos wie vieles von James Lee Burke. Statt dessen: Starke Landschaftsbilder und außergewöhnliche Charaktere, die immer auch eine weiche Seite haben. Erinnert insgesamt ein wenig an "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens und an "Soweit der Fluss uns trägt" von Shelley Road, beides Bücher, die ich sehr mochte.
Doch es gibt keine Chance zur Versöhnung, denn Cutter wird tot aufgefunden. Schnell wird die Sache als Selbstmord zu den Akten gelegt, denn Cutter kam aus miesen Verhältnissen: Versoffene, früh verstorbene Eltern, ein gewalttätiger älterer Bruder und ein drogensüchtiger jüngerer Bruder. Das "normale" Schicksal in dieser Gegend, wenn die Perspektiven fehlen oder man das eigene Versagen mit den "Eliten", der Regierung und ähnlichem rechtsextremem Gedankengut rechtfertigt. Doch Loyal will Cutter endlich Gerechtigkeit zukommen lassen und stürzt sich zusammen mit Sasha, ihrem Kollegen von der örtlichen Zeitung, in eigene Ermittlungen. Sie geraten dabei in einem Sumpf aus Drogengeschäften, Gewalt und korrupter Polizei, was sie immer mehr in Gefahr bringt.
Doch es gibt auch Lichtblicke zwischendurch, das unterscheidet diesen Roman von den Thrillern von James Lee Burke. Mitmenschlichkeit, zarte Bande, unerwartete Rettungen. Und da ist vor allem Sasha, die für mich eigentliche Hauptperson. Ein liebenswert-chaotischer Typ, der offen schwul lebt (in den Südstaaten nicht gerade gern gesehen) mit einem großen Herzen und einer Menge Mut. Gemeinsam schaffen Sie es, die sorgsam verborgenen Geheimnisse aufzudecken. Das ist spannend beschrieben und vor allen Dingen sind es die bildhaften Beschreibungen der Landschaft, der Hitze, der Schwüle, der schwarzen Sümpfe mit den unzähligen Alligatoren und die vielen unterschwelligen Bedrohungen, die diesen Roman so herausragend machen. Atmosphärisch ist das Buch fulminant. Ich konnte die Landschaft fast spüren, mit solcher sprachlichen Wucht wird alles beschrieben. Bei den expliziten Gewaltszenen musste ich oft schlucken - aber durch den Wechsel mit zarten und schönen kleinen Szenen wurde es erträglich. Und: Es gibt (leichte) Lichtblicke zum Schluss.
Fazit
Ein Southern-Gothic-Roman, den ich empfehle. Nicht so filigran von der Erzählung wie die von Truman Capote, nicht so romantisierend wie Vom Winde verweht und nicht so hoffnungslos wie vieles von James Lee Burke. Statt dessen: Starke Landschaftsbilder und außergewöhnliche Charaktere, die immer auch eine weiche Seite haben. Erinnert insgesamt ein wenig an "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens und an "Soweit der Fluss uns trägt" von Shelley Road, beides Bücher, die ich sehr mochte.