Anstrengend

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keia1412 Avatar

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Ich habe etwas gebraucht um mit dem Buch warm zu werden.

Inger-Maria Mahlkes Werk "Unsereins" wirft einen umfassenden Blick auf das Leben in Lübeck gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Dabei präsentiert der Roman eine vielfältige Palette von Charakteren, einschließlich Bürgern, Lohndienern, Handwerkern und insbesondere Frauen, die verschiedene soziale Rollen einnehmen. Im Unterschied zu Werken wie Thomas Manns "Die Buddenbrooks" oder Heinrich Manns "Der Untertan" wird durch die Darstellung der jüdischen Familie Lindhorst auch der Antisemitismus problematisiert.

"Unsereins" erscheint mir somit als eine sinnvolle Ergänzung zu den traditionellen Schullektüren. Die Erzählung behandelt zentrale Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Geschlecht, Klasse sowie Macht- und Liebesverhältnisse innerhalb der Lübecker Gesellschaft, indem sie Ausschnitte aus dem Alltag der Figuren während der Kaiserzeit präsentiert. Durch die episodische Erzählweise entfaltet sich ein Panorama der Stadtgesellschaft, wobei die Perspektiven kontinuierlich wechseln und nur gelegentlich tiefere Einblicke in das Leben der Figuren gewähren.

Teilweise entsteht bei mir dabei der Eindruck von Zufälligkeit und Willkür. Insgesamt liefert Mahlke eine solide Darstellung sozialer Strukturen und menschlicher Beziehungen, die während des Lesens den Wunsch nach vertiefterem Einblick weckt, als der Roman letztendlich gewähren kann. Der Roman berührt zeitlose Themen, wirkt jedoch in seiner Gesamtwirkung möglicherweise etwas zurückhaltend.