Die Lindhorsts-unter anderem

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Die Autorin Mahlke kennt sich aus, in Lübeck und in der Literatur. Sie setzt der Stadt ein Denkmal und flicht sehr gekonnt und facettenreich den Roman "Die Budenbrocks" von Thomas Mann in ihren eigenen Roman ein. "Unsereins" stellt auf nahezu 500 Seiten und über einen Zeitraum von circa 15 Jahren in erster Linie die vielköpfige Familie Lindhorst vor. Dafneben aber auch die Stadt, die Gesellschaft, die Bürger und ihre Lohndiener. Das gesellschaftliche Gefüge der damaligen Zeit ist aus heutiger Perspektive sehr komplex und erscheint aufgebläht und schrecklich hierarchisch. Ein besonderes Augenmerk richtet die Autorin eben auch auf die Rolle der Frauen in der damaligen Zeit. Sie waren in erster Linie Repräsentantinnen ihrer Häuser und Ehemänner, was auch nicht jeder Frau genügt. Die mit dem Titel "unsereins" angesprochene Sonderstellung der Familie Lindhorst durch die Tatsache, dass sie Juden sind, kommt nach meiner Meinung im Roman sehr subtil zur Sprache, lässt aber noch nicht die verherrende Difamierung einiger Jahre später erahnen. Mir hat der Roman gut gefallen, einige Male hatte ich aber auch mit der Detailliebe der Autorin zu kämpfen. Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung für historisch und soziologisch interessierte Leser*innen.