Lübeck der Kaiserzeit

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"Unsereins" von Inger-Maria Mahlke wirft einen detaillierten Blick auf das Leben in Lübeck Ende des 19. Jahrhunderts. Der Roman präsentiert ein breites Spektrum von Figuren, darunter Bürger, Lohndiener, Handwerker und vor allem Frauen in verschiedenen sozialen Rollen. Auch die Manns kommen vor, anders als bei Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ oder auch Heinrich Manns „Der Untertan“ wird am Beispiel der jüdischen Familie Lindhorst aber auch der Antisemitismus problematisiert. Für mich ist „Unsereins“ daher eine sinnvolle Ergänzung dieser Schullektüren.

Die Erzählung behandelt Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Geschlecht, Klasse, Macht- und Liebesverhältnisse innerhalb der Lübecker Gesellschaft anhand von Ausschnitten aus dem Alltag der Figuren in der Kaiserzeit. Die episodische Erzählweise zeichnet so ein Panorama der Stadtgesellschaft, wobei die Perspektiven ständig wechseln und daher nur ab und zu tiefere Einblicke in das Leben der Figuren gewähren. Teilweise ist dabei bei mir auch der Eindruck von Zufälligkeit und Willkür entstanden.

Insgesamt präsentiert Mahlke eine solide Darstellung sozialer Strukturen und menschlicher Beziehungen, über die man während des Lesens beständig mehr erfahren möchte, als der Roman schließlich geben kann. Der Roman berührt daher zeitlose Themen, bleibt jedoch in seiner Gesamtwirkung möglicherweise etwas zurückhaltend.