Lübeck ist (nicht) gleich Buddenbrooks?

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-madita- Avatar

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Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch mit so viel Freude, Genuss und Überraschung gelesen wie dieses. Damit ist eigentlich schon (fast) alles gesagt, was als Leseempfehlung verstanden werden könnte und auch unbedingt sollte.

Unsereins ist ein gekonnt gestaltetes Abbild einer großen, sehr großen Lübecker Familie, den Einwohnern des "kleinsten Staates im Reich" und den sonstigen Protagonisten.

Zu wissen, dass es mit der weltberühmten Lübecker Familie der Buddenbrooks verglichen werden würde, war zunächst zumindest für mich eine Bürde, an deren Umsetzung ich zumindest Zweifel hatte. Ich habe die Buddenbrooks mehrmals gelesen, mich intensiv mit Thomas Mann und der ganzen Familie beschäftigt, daher hatte ich eine Art "Abklatsch" befürchtet. Ist es doch eine große Herausforderung, sich von den langen Schatten eines Meisterwerkes zu entfernen und einen Nobelpreisträger nicht literarisch abzumalen.

Der Autorin ist es jedoch bravourös gelungen, sich von Werk und Autor zu lösen und ein ganz eigenes literarisches Highlight zu entwerfen. Dabei spart sie natürlich nicht mit Anspielungen (die sich im Fall von Lübeck wohl auch kaum vermeiden ließen) und schafft ein Buch, eine Geschichte, die ihr Eigenleben entwickelt.

Sprachlich gesehen ist es mir eine außerordentliche Freude gewesen, den großartigen Wendungen zu folgen. Manchmal wirkt die Sprache leicht antiquiert, aber keineswegs überholt, sondern vielmehr kunstvoll entwickelt.

Chapeau!