der schwierige dritte roman, hat nicht wirklich überzeugt

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blätterwald Avatar

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Ich mag die Autorin sehr, ihre beiden ersten Romane sind mit das Beste, was die Literatur in den letzten Jahren zu bieten hatte. Umso gespannter war ich auf ihren neuen Roman, der sehr gut gestartet ist. Ob dieser Roman eine Dystopie ist? So weit weg sind viele Gesellschaften nicht mehr bzw. mittendrin, wenn auch in anderer Form.
Das Thema ist schon schwierig, doch ich war mir sicher, dass es der Autorin gelingen würde, mich wieder mitzunehmen. Und der Roman geht auch gut los, aber er verliert zunehmend. Bird, der eigentlich Noah heißt, ist ein 12 Jahre alter Junge und er lebt mit seinem Vater auf dem Campus in Cambridge. Margaret, die Mutter, verschwand vor 3 Jahren. In den USA gelten das PACT-Gesetz, es gab eine Krise, die den Chinesen in die Schuhe geschoben wurde und seitdem ist alles asiatische feindlich. Kinder werden ihren Familien entrissen. Es gilt quasi America First. Eine bedrückende Stimmung und doch gibt es immer wieder Menschen, die aufbegehren. Bird macht sich auf die Suche nach seiner Mutter, findet sie und die Geschichte geht weiter.
Der Plot ist gut, aber ich hatte ein wenig Mühe, mich auf Dauer für diesen Roman zu erwärmen und habe mich gefragt, woran das liegt. Im Grunde liegt es an den Figuren und da muss ich sagen, hat die Autorin nachlässig gearbeitet. Man bekommt als Leser die Figuren vorgesetzt und hat keine Chance, eine Entwicklung zu erleben. Sie agieren irgendwo und das war es. Wer ist Ethan, wer ist Margaret oder die Herzogin? Lediglich mit Bird und Sadie kann man was anfangen, doch es wirkt alles sehr statisch und festgefahren. Mich verwundert es, kenne ich die Autorin doch anders. Sicher ist das Thema spannend und es geht alle an, wie schnell passiert eine Ausgrenzung, passt man nicht in das Schema von Jemanden und die Beschreibungen, wie mit der asiatisch aussehenden Bevölkerung umgegangen wird, gehen schon unter die Haut. Das sind die Momente, in denen die Autorin diejenige ist, die mit wenigen Worten sehr viel zu erzählen mag. Und dort, wo sie als Autorin helfen könnte, lässt sie den Leser etwas ratlos zurück. Sicher, die Freundschaft von Margaret und der Herzogin wird erzählt, aber Jahre später wirkt das konstruiert. Und so auch mit den Bibliotheken. Ich verstehe das Konstrukt, aber als Leser nimmt es mich in der Gesamtheit nicht mit.
Schade, aber es ist scheinbar wie in der Musik mit dem schwierigen dritten Album. Trotzdem bleibt Ng eine starke Stimme, die sicher wieder zu ihrer Stärke zurückkehren wird. Lesenswert ist der Roman, aber man sollte währenddessen ihre ersten beiden Romane beiseiteschieben.