Ein Pageturner

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tanybee Avatar

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„Unsere verschwundenen Herzen“ spielt in einer Version der USA, die früher vielleicht dystopisch erschienen wäre, aber die letzten Jahre lassen es irgendwie gar nicht mehr so unwahrscheinlich wirken. Nach einer Krise wurde das Gesetz PACT gegen alles unamerikanische erlassen, China ist der große Buhmann und antiasiatische Diskriminierung nimmt zu. Es geht sogar so weit, dass Kinder aus Familien genommen werden, wenn antiamerikanisches Verhalten vermutet wird.

Der 12jährige Bird hat asiatische Gesichtszüge, sein Vater versucht ihn zu beschützen. Doch das größte Unglück ist bereits geschehen: seine Mutter ist vor einigen Jahren verschwunden. Sie ist einfach aus dem Haus gegangen und nicht wieder gekommen. Eines Tages erhält er einen Brief, der ein Blatt Papier mit lauter Katzenzeichnungen, sonst nichts. Es ist der Anstoß, sich auf die Suche nach seiner Mutter zu machen.

Die Geschichte von Bird liest sich sehr spannend, man möchte alles erfahren, was ist passiert, warum ist das alles so. Auch Bird selbst weiß es zu Beginn nicht. Mit der Zeit erkundet er seine eigene Geschichte in einer Welt, die nicht über seine Mutter sprechen darf. Ich habe sehr mitgefiebert. Celeste Ng kann einfach mitreißend erzählen, wie sie es mit ihren anderen beiden Büchern auch schon bewiesen hat. Besonders schön fand ich, welche Rolle Bibliotheken in dieser Welt übernommen haben. Das werde ich aber an dieser Stelle nicht verraten.

Allerdings muss ich auch sagen, dass mir der letzte Funke zur großen Begeisterung gefehlt hat. „Was ich euch nicht erzählte“ ist immer noch Celeste Ngs bestes Werk. Ich habe „Unsre verschwundenen Herzen“ trotzdem sehr gerne gelesen.