Eindringliche Parabel über den Niedergang einer Gesellschaft

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Dass Celeste Ng es absolut beherrscht, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Nuancen fein beobachtet und eindringlich charakterisiert in Geschichten darzustellen, hat sie bereits mit ihren Vorgängerromanen deutlich bewiesen.
Diese Eigenschaften machen auch "Unsre verschwundenen Herzen" wieder zu einer fesselnden und ergreifenden Lektüre, in leiser Sprache mit poetischen Bildern verfasst, die ihre Botschaft einer dystopischen, aber ganz und gar nicht fernen Realität doch eindeutig und kraftvoll vermittelt.

Politisch und gesellschaftlich sind die Handlung und die erschaffene Welt sehr spannend und beklemmend aufschlussreich, vor allem über die Perspektive von PAO (People of Asian Origin) in den USA, als auch über die grundlegende menschliche Beobachtung, wie viel Unrecht eine Gesellschaft gegenüber einer Gruppe akzeptiert, so lange man als Individuum nicht betroffen ist.

Die Charaktere selbst bleiben vor diesem Hintergrund eher blass, was ich für mich allerdings als Ausdruck der Universalität der Geschehnisse gelesen habe - es sind eben nicht nur Bird und Sadie und Margaret, die aufgrund der politisch geschürten Atmosphäre von Angst und Hass ihre Familien verloren haben, sondern hinter ihnen stehen unzählige weitere Familien, Erfahrungen und Schicksale. So wie es für so viele andere Gruppen, an so vielen anderen Orten, zu so vielen anderen Zeiten auch schon so oft passiert ist, und jederzeit überall wieder geschehen kann, wenn nur genug Menschen wegschauen.

Weniger ein Roman, als vielmehr eine eindringliche Parabel.