Eine bedrückende Zukunftsvision

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
emma217 Avatar

Von

In diesem Roman widmet sich die Autorin einem wichtigen, hochaktuellen und für sie wohl auch sehr persönlichen Thema, wurde doch erst vor kurzem durch das Labeln der Corona Pandemie als "Chinese Virus" anti-asiatischer Rassismus geschürt. Und so skizziert Celeste Ng in diesem dystopischen Amerika einen zutiefst misstrauischen Staat, dem im Laufe der Zeit nicht nur asiatisch wahrgenommene Personen zum Opfer fallen, sondern alle Menschen, die es noch wagen, Widerstand gegen dieses repressive System zu leisten. Sowohl bei den Methoden der Unterdrückung als auch bei den Aktionen des Widerstands orientiert sich Celeste Ng dabei an realen Geschehnissen, was das Szenario noch bedrückender erscheinen lässt. Generell ist die Stimmung in diesem Roman sehr düster, fast schon hoffnungslos.

In dieser bedrückenden Zukunftsvision wohnt der 12-jährige Bird, der vor einigen Jahren von seiner chinesischstämmigen Mutter verlassen wurde. Seitdem versucht sein Vater, ihn durch ein unauffälliges Leben vor der Außenwelt und vor allem dem Staat zu schützen. Doch Bird lässt die Frage, warum seine Mutter ihn verließ, keine Ruhe…

Auch wenn ich die Stimmung in diesem Roman äußerst gelungen finde, muss ich gestehen, dass ich die Charakterzeichnung leider als etwas blass empfand. Vor allem im Vergleich dazu, wie gut es der Autorin im Vorgängerroman gelungen ist, die amerikanische Mittelschicht zu sezieren. Die Geschichte verläuft sehr geradlinig, so wie man es von Dystopien kennt: Der Junge, der im System aufwächst und die strengen Regeln als gegeben hinnimmt, beginnt Nachforschungen anzustellen, deckt unbequeme Wahrheiten auf und beginnt sich schließlich selbst gegen das System aufzulehnen. Interessant fand ich es schließlich, mehr über die Hintergrundgeschichte seiner Mutter zu erfahren, auch wenn dies alleine anhand ihrer chronologischen Erzählung geschieht. Jedoch merkte ich mit der Zeit, dass dieser Roman wohl keine nennenswerten Überraschungen und Wendungen mehr bereithalten wird. Stattdessen liegt der Fokus primär auf Birds Emanzipation und das Erwachen seines Widerstands in diesem repressiven Staat. Dies beinhaltete für mich leider einige Längen und so kann ich "Unsre verschwundenen Herzen" zwar aufgrund der Thematik sehr, aufgrund der Umsetzung jedoch nur bedingt empfehlen.