Eine Regierung, die man nicht wollen kann

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
nell liest Avatar

Von

Die Krise ist überstanden, dank PACT, dem Gesetz zur Erhaltung der amerikanischen Tradition. Patriotismus ist das A und O und der größte Feind China, und damit alle asiatisch aussehenden Menschen. Sie werden schikaniert, geschlagen, ihnen werden die Kinder weggenommen, um zu verhindern, dass noch eine weitere Generation von Spionen großgezogen wird.
Bird lebt bei seinem Vater, der früher an der Uni gearbeitet hat, jetzt aber nur noch einem schlecht bezahlten Job in der Bibliothek nachgeht. Schuld daran ist Margaret, Birds Mutter, deren Eltern aus China einwanderten, die aber rein amerikanisch aufwuchs. Als eine Zeile ihres Gedichtes - unsre verschwundenen Herzen - auf Demonstrationen gegen PACT genutzt wird, rückt sie, aber auch ihre Familie in den Fokus. Um sie zu schützen, verschwindet Margaret, bevor Bird es ist, der plötzlich verschwindet. Nach Jahren erhält Bird einen Brief von seiner Mutter und das ändert alles.
„Unsre verschwundenen Herzen“ von Celeste Ng ist erschreckend und ermahnend, denn da ist der Gedanke, dass es nicht nur Fiktion ist. Tatsache ist, dass viel zu schnell einzelne Gruppen für Krisen verantwortlich gemacht werden und diese Menschen dann besonders diskriminiert werden. Fakt ist, dass Kinder aus ihren Familien gerissen wurden und werden, unter dem Deckmantel sie schützen zu wollen. Und Realität ist, dass man sich schwer gegen Regierungen mit gewissen Machtstrukturen wehren kann. Das alles zeigt dieser Roman sehr anschaulich, nicht nur an Birds Schicksal, sondern er vereint viele Geschichten.
Celeste Ng ist eine grandiose zeitgenössische Autorin, die nicht nur versteht, den aktuellen Zeitgeist in eine Geschichte zu packen, sondern die auch einen Stil hat, der mich staunen ließ. Ihre Metaphern treffen genau und verhelfen diesem Roman zu einer Qualität, die einzigartig ist. Solche Bücher sind wichtig, weil sie eine Welt zeichnen, die gar nicht so weit weg ist, wie wir glauben. Und wollen wir so leben?