Große und bewegende Literatur...

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an_der_see Avatar

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Nachdem Bird´s Mutter vor drei Jahren ihre Familie verlassen hat, findet Bird eines Tages einen Brief von ihr. In dem Brief nur eine Zeichnung von Katzen. Kein einziges Wort. Bird beginnt, diese Zeichnungen zu entschlüsseln, ihren Sinn zu deuten und geht zurück in die Zeit, als seine Mutter noch bei ihnen lebte, erinnert sich an die Märchen und Geschichten, die sie ihm erzählte. Er kommt hinter den Sinn der Zeichnungen und begibt sich auf den Weg seine Mutter zu suchen.
Bird lebt in einem Amerika der Zukunft, in dem es ein Gesetzt namens PACT gibt, das mehr oder weniger besagt, dass alles bekämpft werden sollte, was gegen Amerika spricht, gegen den Patriotismus. Dazu gehört auch, dass Kinder aus Familien genommen werden, von denen man der Meinung ist, sie würden ihre Kinder nicht im Sinne dieses Gesetzes, sie antiamerikanisch erziehen.
„Unsere verschwundenen Herzen“ erzählt von Diskriminierung, von Angst, Gewalt, manipulierte Meinungen, zeigt auf wie gewisses menschliches Verhalten entsteht, welche Auswirkungen es haben kann, wie leicht sich Menschen einspannen und manipulieren lassen, welch große Rolle Angst in einer Diktatur spielt, wie diese als Machthebel missbraucht wird. Der Roman erzählt aber auch von der Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn, die einen ungewöhnlichen Weg wählt, um ihn zu schützen, von der Liebe zweier Menschen, von Selbstaufgabe, Freundschaft und wie wichtig es ist, nicht nur das Große und Ganze zu sehen, sondern auf Einzelschicksale aufmerksam zu machen, diesen Schicksalen Namen zu geben, in der Hoffnung, dass dadurch ein Verständnis in der Bevölkerung entsteht, dass vielleicht sogar zur Wandlung der Geschehnisse führt.
Mich hat dieser Roman sehr bewegt, traurig gestimmt und gleichzeitig auch voller Hoffnung zurück gelassen. Hoffnung darauf, dass es immer Menschen geben wird, die mehr machen als andere, die einen Schritt weiter gehen, die sich selber nicht in den Mittelpunkt setzen, die ungewöhnliche Wege gehen und damit großes bewirken können. Bird´s Mutter ist ein solcher Mensch. Eine mutige und selbstlose Frau, die dafür kämpft, dass ihr Sohn nicht der Familie entrissen wird, dass er wenigstens bei seinem Vater bleiben kann.
„Unsere verschwundenen Herzen“ hat mir auch mal wieder die Wichtigkeit von Literatur, vom Umgang mit Worten aufgezeigt. Wie wichtig Wörter sein können, ihre Wahl, welche große Wirkung sie haben kann, im Positiven wie auch im Negativen. Und wie wichtig, das eigenständige Denken ist, das Hinterfragen, nicht nur hinnehmen, nachplappern ohne selber zu denken. Wie viel Unheil der Menschheit erspart bleiben könnte, wenn es mehr Menschen gäbe, die wirklich selbständig denken, die lieber einmal mehr hinschauen und nicht beginnen wegzuschauen, wenn es für sie unangenehm werden könnte.
Wie auch die beiden Vorgängerromane von Celeste Ng ist „Unsere verschwundenen Herzen“ für mich große und bewegende Literatur, die sich nicht nur tief in die Seele des lesenden Menschen eingräbt, sondern dazu auch noch spannend und fesselnd ist, hinter der ich stehe und die ich jedem an den Themen Interessierten sehr gerne weiter empfehlen möchte.