Nach anfänglicher Skepsis hat mich der Roman sehr begeistert.

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PACT (Preserving American Culture and Traditions) sorgt seit 10 Jahren für Ordnung und Gerechtigkeit. Schutz und Sicherheit für die Amerikaner stehen an oberster Stelle. Schuld an der Instabilität des Landes sind - da ist man sich sicher - die Chinesen. Asiatisch aussehende Menschen werden rigoros diskriminiert, ausgeschlossen und es wird mit aller Gewalt gegen sie vorgegangen. Protest und Demonstrationen werden im Keim erstickt. Familien werden auseinandergerissen, Leben zerstört. Auch Bird‘s Mutter ist irgendwann einfach verschwunden. Sein Vater Ethan wiederholt immer und immer wieder, dass er mit ihr nichts mehr zu tun hat, dass sie nichts mehr von ihr wissen wollen und auch seinem Sohn macht er klar, wie wichtig es ist, keine Worte über sie zu verlieren. Jedoch erhält Bird immer wieder kleine Botschaften, die ihm einen bestimmten Weg weisen wollen. Vielleicht etwa zu seiner Mutter? Finden all die verschwundenen Herzen wieder zueinander?

Während der ersten Hälfte war ich noch skeptisch. Was würde mich erwarten? Wird mich die Geschichte an irgendeinem Punkt abholen und nicht mehr loslassen? Das Gelesene nimmt man auf, aber das Dazwischen liegt im Nebel verborgen. Meine Befürchtung war, dass das viele zwischen den Zeilen lesen und Erahnen die Spannung dämpfen wird. Dem war zum Glück nicht so. Genau zum richtigen Zeitpunkt erlebt die Geschichte eine Wendung, die leicht märchenhaft angehaucht ist. Das war für mich eines der Highlights im Buch. Ab der zweiten Hälfte lichtete sich der Nebel und viele offene Fragen ergaben ein großes Ganzes. Figuren betraten die Bildfläche und nahmen mich völlig ein. Celeste Ng scheut sich nicht, so viel Aktuelles in ihrem Roman zu verarbeiten. Er ist vielschichtig, mitreißend, tiefgründig, aufwühlend und beklemmend und vor allem sehr lesenswert!