Der etwas andere Krimi

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harlekin Avatar

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Wie es sich für einen Kriminalroman gehört beginnt er mit einem Mord. Was aber nun anders ist, es steht im weiteren Verlauf nicht die Tätersuche im Mittelpunkt, denn der ist schnell gefasst, sondern die Überlegung, ob dieser auch der wahre Täter ist. Und was eigentlich im Wald geschah, in dem die Leiche gefunden wurde. Da sein Onkel als Täter verurteilt wurde versteift sich Isak immer mehr darauf, einmal so zu werden wie sein Onkel.
In dieser bedrückenden, typisch skandinavischen Geschichte, ist der Kriminalfall der Aufhänger, um über die Ursprünge des Bösen zu spekulieren. Vererben wir ein Mördergen womöglich weiter? Die Beschreibungen der Charaktere und der Umgebung sind passend zur Handlung. Ständig habe ich mich gefragt, wie entwickelt sich Isak. Glaubt er wirklich daran, das Mördergen in sich zu tragen? Wie geht es weiter mit Vidar? Werden ihn seine Selbstzweifel, eventuell den falschen ins Gefängnis gebracht zu haben, irgendwann auch wieder loslassen?
Der Autor führt den Leser immer wieder gekonnt in die Irre, lässt ihm Raum eigene Theorien zum Tatgeschehen zu entwickeln, nur um sie im Verlauf durch neue Informationen wieder in Frage zu stellen. Es gibt hier keine rasante Action oder überbordende Spannung, eher ist dieser Krimi ein Psychogramm. Er hinterfragt, wie die in den Fall verstrickten Personen mit der gegebenen Situation umgehen und ob und wie sie sie letztlich verarbeiten, oder eben nicht.
Fazit: „Unter dem Sturm“ ist ein interessant angelegter Krimi, bei dem die Entwicklungen der Figuren im Vordergrund stehen. Wer sich in die Psyche der Protagonisten hineinversetzen möchte, dem sei dieser Krimi empfohlen. Leser die mehr Wert auf Spannung und Tempo legen, könnten allerdings enttäuscht werden. Mir hat aber gerade die etwas andere Betrachtungsweise gut gefallen und deshalb vergebe ich 4 von 5 Sterne.