Jahrzehntelange Ermittlung nach dem wahren Mörder

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In Christoffer Carlssons Kriminalroman "Unter dem Sturm" geht es darum, den Mord an Lovisa über eine Zeitspanne von Jahrzehnten aufzuklären. Der Polizist Vidar ermittelt und gibt keine Ruhe, bis er den wahren Mörder gefunden hat.
Als Edvard, der Onkel des Protagonisten Isak, schuldig gesprochen wird, fragt Isak sich, ob das Böse vererbbar ist. Isaks weiteres Leben ist von der Verhaftung seines Onkels gezeichnet. Bereits in der vorletzten Generation kam das Böse in seiner Familie vor, warum also sollte er davon nicht auch etwas in sich tragen?
Es geht in diesem Buch neben Schuld und Unschuld, klassischen Mordmotiven und (kurz) einem Sturm in Schweden, auch um Ehe, Familie, das schwedische Dorfleben und das Erwachsenwerden.

Der Stil des Romans ist speziell, aber trotzdem schnell lesbar.

Der Ermittler Vidar hat mir persönlich nicht zugesagt. Ich fand ihn, aufgrund seiner privaten Charakterschwächen und der Entscheidung, Familie hinter den Mordfall zu stellen, unsympathisch, teils sogar etwas nervig. Vidars Familienkonfiguration hat mir wenig zugesagt, u.a. aufgrund des Umgangs mit seinen Frau(en).

Den Protagonisten Isak dagegen mochte ich sehr. Auch wenn die Frage um die Vererbbarkeit eines "Verbrechergens" bei ihm extrem breitgetreten wurde und er darunter sehr stark im weiteren Verlauf seines Lebens leidet.

Was mir auch nicht so gut gefallen hat, ist das Erzähltempo. Es dauert eine ganze Weile, bis die Sache Fahrt aufnimmt. Wer hier einen durchgehend Spannenden Krimi erwartet, wird enttäuscht. Es ist eher teilweise mal spannend.

Die Darstellung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat mir gut gefallen.
Auch finde ich gut, dass es endlich (!) ein Krimi ist, wo man mal keine Triggerwarnung braucht. Sehr gut!

Die Übersetzung war gelungen (Anmerkung: Jemand hatte eine Playstation in der Hand, ich war irritiert, ob es nicht eher ein Controller sein sollte?).

Anmerkung: Der Roman ist sexuell explizit.

Fazit:
"Unter dem Sturm" ist für mich eher ein Roman, als ein Krimi. Wer hier Hochspannung erwartet, wird enttäuscht. Eher geht es um die Beharrlichkeit, ein Verbrechen unbedingt aufklären zu wollen. Es geht auch um Freundschaft, Familie und das Dorfleben in Schweden. Wer sich dafür begeistern kann, dem gefällt dieser Roman.