Leider nur schwedisches Mittelmaß

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justm. Avatar

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Ein Feuer bricht aus und eine junge Frau kommt darin ums Leben. Als wäre das nicht schlimm genug, stellt sich heraus, daß es sich nicht um einen Unfall gehandelt hat.
Doch der Schuldige ist schnell gefunden: der Freund der Toten. Einer, dessen Vater schon auffällig und gewalttätig war. Alle in dem kleinen schwedischen Dorf glauben das.
Nur Isak, der Neffe, des Beschuldigten fragt sich, ob das stimmt. Und wenn ja, ob auch er bald so enden wird: als jemand, der Schuld tragen wird, jemand der "schäbig" ist.


Was als Schweden-Krimi beginnt, entwickelt sich gleichzeitig zu einer Art Familien-Drama mit Einflüssen der Debatte, um Erbgut gegen Umwelteinflüsse (nature vs. nurture) und die 450 Seiten des Buches werden dem kaum gerecht und sind doch gleichzeitig zu ausufernd:
Auch wenn das Buch in drei Abschnitte geteilt wird, in denen chronologisch Dekaden "übersprungen" werden, so hatte ich teilweise das Gefühl, daß sich die Geschichte einfach zu sehr zieht und irgendwie nicht so recht weiß, in welche Richtung sie nun eigentlich gehen will.

Neben Isak, ist ein hartnäckiger Polizist, namens Vidar, die zweite Hauptfigur des Buches und aus der Sicht dieser beiden, doch eher gegenteiligen, Parteien, wird nun also nicht nur versucht zu erörtern, inwiefern "das Böse" vererbt werden kann, sondern auch ob die Ermittlungen rund um den Brand damals eigentlich stimmten.
Dabei schaffte es keiner der Beiden mich für sich einzunehmen. Das kühle Nordische, der schroffe Erzählton des Autors und die "fehlenden Jahre", die in den Abschnitten übersprungen wurden, waren da sicher nicht ganz unschuldig dran.

Für mich fehlte dazu leider weitestgehend die Spannung im Buch. Sie kam erst auf den letzten paar Seiten auf, und damit eindeutig zu spät.

Auch der Schreibstil des Autors war ein wenig eigenwillig, aber man gewöhnte sich mit der Zeit daran. Inwiefern man ihn mag, muß letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden.

Alles in allem sicher kein 08/15-Krimi, aber mehr Spannung und eine straffere Erzählweise hätten ihm auf jeden Fall gut getan.
Meiner Meinung nach daher eher empfehlenswert für Leute, die mal einen etwas anderen Krimi aus dem hohen Norden lesen wollen oder die, die ohnehin alles verschlingen, was aus Schweden kommt.