Tragödie in 3 Akten

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murphy12 Avatar

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Dieser Kriminalroman ist kein typischer Krimi, sondern eher eine ruhige Erzählung die den Leser mitnimmt und eine Geschichte erzählt, die viel mehr ist als eine Jagd nach einem Mörder.

Das HC hat einen schönen Schutzumschlag, dessen Bild gut zu dem Text passt. Ruhig, naturbelassen mit einem Eindruck eines drohenden Unheils- aber subtil, eher ein Gefühl, als eine Drohung.

Bereits ab der ersten Seite hat mich die Wortwahl und der Schreibstil begeistert. Der Autor findet eine klare Sprache und verwendet dabei auch gewählte und nicht so gebräuchliche Ausdrücke. Dadurch hebt er sich deutlich von übrigen Krimis ab. Der Krimi liest sich- auch wegen der Schriftgröße und des Schriftbildes- sehr angenehm.

Behandelt wird der Mord an Lovisa. Sie wurde erschlagen und anschließend wurde das Wohnhaus in Brand gesteckt. Mit diesem Feuer beginnt der Roman. Der erste Abschnitt umfasst 118 Seiten und spielt im November 1994. Als Verdächtiger wird gegen ihren Partner Edvard Christensson ermittelt. Seine Schuld ist seinem Umfeld auch schnell klar, da er sich zum Tatzeitpunkt in der Nähe befand und familiär entsprechen vorbelastet ist. Er wird sofort in Gewahrsam genommen und schließlich auch verurteilt.

Im Wesentlichen wird die Geschichte aus 2 Sichtweisen erzählt. Dem jungen Polizisten Vidar Jörgensson, der eher zufällig in die Ermittlungen involviert wird, da er in der Nähe des Tatorts wohnt und somit um zu helfen zum brennenden Haus kam und dem Jungen Isak Nyqvist, der der Neffe des Tatverdächtigen Edvard ist, eine enge Bindung zu ihm hat und ihn vergöttert.
In diesem ersten Abschnitt läuft die Verbrechensaufklärung eher nebenbei. Deutlicher wird die Auswirkung der Verbrechens und der Verhaftung für Isak und seine Familie beleuchtet. Diese erfahren Ausgrenzung und Anfeindung. Dadurch kommt es auch in der Ehe der Eltern zu Problemen und die Mutter flüchtet sich in Alkohol. Isak kann das Ganze nicht richtig verstehen, akzeptiert schließlich aber, dass sein Onkel wohl die Tat begangen hat und geht davon aus, dass etwas Böses auch in ihm schlummert.

Der 2. Abschnitt beginnt 10 Jahre später in 2004. Vidar ist weiterhin bei der Polizei und inzwischen aufgestiegen. Er ist im Einbruchsdezernat. Durch einen aktuellen Fall kommen ihm Zweifel, ob Edvard der Täter war. Dieser ist weiterhin inhaftiert und beharrt darauf, dass er unschuldig sei. Vidar beginnt vorsichtig und heimlich zu ermitteln.
Isak ist 18 und Schüler. Er hat Aggressionsprobleme, nimmt leichte Drogen und kämpft weiterhin mit seinen Dämonen. Er versucht zu ergründen was es über ihn aussagt, dass sein Onkel ein verurteilter Mörder ist.

Der letzte Abschnitt beginnt 12 Jahre später in 2017.

Besonders die Hauptfiguren Vidar und Isak werden gut herausgearbeitet und entwickeln sich über den Roman deutlich- leider überwiegend nicht zu ihrem Vorteil. Besonders Isak verliert zeitweise den Halt und wird von der Situation und seinen Gefühlen mitgerissen. Aber auch Vidar kämpft mit privaten Problemen und muss sich neu orientieren. Beide Figuren sind mir ans Herz gewachsen. Ich hätte so gerne geholfen und zumindest Isak aufgefangen.
Dieser Roman hat es geschafft, mich zu fesseln und immer weiterlesen lassen, ohne Verfolgungsjagden und ständige Gefahr für Leib und Leben. Ich wollte einfach weiter am Leben der Figuren teilhaben und habe so gehofft, dass alles gut werden würde.

Das Einsortieren in das Genre Krimi tut dem Buch meiner Meinung nach nicht gut. Es ist eine Tragödie, die mit einem Mord beginnt.

Von mir eine klare Leseempfehlung- nicht für die üblichen Krimi- und Thriller- Leser, denn für diese Leserschaft wird wohl zu wenig Bewegung im Buch vorkommen, aber für Leser, die die schöne Sprache schätzen und einfach eine Geschichte hören möchten.