Ein Jahreshighlight

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„Unter den Linden 6“ erzählt von den ersten weiblichen Studenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin. Im Mittelpunkt stehen Lise, die bei Max Planck Physik studieren möchte, Hedwig, die sich für Geschichte einschreiben will und Anni, die als wissbegieriges und neugieriges Hausmädchen nach Berlin kommt. Ann-Sophie Kaiser erzählt detailreich und sehr anschaulich, wie schwer es die ersten Studentinnen an der Berliner Uni hatten. Sie wurden von den Dozenten und Professoren abgelehnt, von den Kommilitonen verspottet und von den Männern nicht ernst genommen. Das lässt Lise und Hedwig aber nicht von ihrem Plan abbringen, an der Universität zu lernen, ihren Abschluss zu erlangen und in der Wissenschaft zu arbeiten. Sie kämpfen für mehr Gehör, für ihre Rechte und für Anerkennung. Die Geschichte ist packend und bewegend. Der Schreibstil schafft eine Atmosphäre voller Tatendrang, Wissensdurst und Kampfeswillen. Die Handlung wird sehr realitätsnah und detailreich geschildert. So bringt die Autorin zum Beispiel einige physikalische Aspekte als Inhalt von Lises besuchten Vorlesungen und ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein, was für den Laien aber verständlich bleibt und nicht ausschweift.

Die Geschichte ist nicht rein fiktional, denn Lise Meitner war eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts und kam wie im Buch beschrieben nach Berlin, um bei Max Planck zu lernen und zu arbeiten. Was real geschah oder von der Autorin ausgedacht wurde, ist im Nachwort genannt, ebenfalls wie Lise Meitners weiteres wissenschaftliches Leben. Neben der zielstrebigen Studentin gibt es noch eine Reihe von real existierenden Personen, die in der Geschichte auftauchen, wie die Wissenschaftler Max Planck, Otto Hahn, Max Laue und die Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm, Helene Lange und Ottilie von Hansemann.

Fazit:

Dieses Buch ist für mich ein Jahreshighlight. In konnte völlig in die packende Geschichte um die ersten Studentinnen in Berlin eintauchen und habe gebannt ihren Widerstand und ihren Kampf für mehr Rechte und Anerkennung verfolgt. Die sympathischen Charaktere haben Tiefe und werden umfassend dargestellt. Vor allem hat mir gefallen, dass sehr viel Realität in dieser Geschichte steckt und viele bekannte Persönlichkeiten von damals im Buch eine Rolle spielen. Ich war richtig traurig, als ich das Buch beendet hatte.