Frauen an der Universität

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doralupin Avatar

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Das ganze Buch ist wunderschön aufgemacht. Auf dem Cover sind Lise Meitner, Anni und Hedwig zu sehen, im Hintergrund ein altes schwarz-weiss Foto der Universität. Auch im Buch ist das ganze liebevoll weiter gestaltet worden, so ist im inneren der Klappbrochur ein Bild der drei Mädchen mit zusätzlichen Beschreibungen und hinten eine alte Karte von Berlin.

Inhaltlich geht es im Buch um den Werdegang Lise Meitners, aber auch allgemein um Frauen an der Universität. So sind hier neben Lise noch die beiden fiktiven Personen Anni und Hedwig in die Story mit eingewoben. Hedwig fälscht die Unterschrift ihres Ehemannes um Kurse an der Uni besuchen zu dürfen und Anni arbeitet als Dienstmädchen und eignet sich heimlich wissen an, in der Bibliothek ihres Dienstherren. Durch Zufall lernen die drei sich kennen und eine enge Freunschaft entsteht.

Unter den Linden 6 ist der erste historische Roman der Autorin, aber dies merkt man ihm überhaupt nicht an, im Gegenteil! Selten kann ich mich so in ein Buch vertiefen und mit den Protagonisten mitfiebern wie es hier der Fall war. Das liegt zum einen daran, dass mir alle drei Frauen, so unterschiedlich sie auch sind, von Anfang an sympatisch waren. Ich habe sie im Verlauf des Buches sehr in mein Herz geschlossen und bin fast traurig, dieses Buch nun beendet zu haben! Alle drei sind ganz unterschiedlich gezeichnet und man bekommt drei völlig verschiedene Charaktere mit. Liese handelt stets sehr überlegt und klug, Hedwig ist die "aufbrausende" der drei, die etwas verändern möchte und für ihre Ziele einsteht, und Anni das schüchterne Dienstmädchen welches immer mutiger wird im Verlauf des Buches.
Der Schreibstil ist sehr gelungen, angenehm zu lesen mit tollen Beschreibungen der Personen und Universität, so hat man alles schön bildlich vor Augen. Und trotz der 450 Seiten in eher kleiner Schrift wurde es mir keinen Augenblick langweilig während des Lesens.
Das ganze Thema der Frauenbewegung, der Gleichberechtigung und das Leben der Frauen an der Universiät fand ich einfach unglaublich interessant! Und auch das Leben Lise Meitners wird so gelungen geschildert, ich fande die ganze geschiche einfach fantastisch! Ich habe mitgefiebert, mit den Frauen mitgekämpft und mitgelitten wenn diese mal wieder ihres Geschlechtes wegen übergangen wurde. Wie den Frauen das Leben schwer gemacht wurde ist heute kaum noch zu glauben. Auch der Grad zwischen zu viel und zu wenig Naturwissenschaft und den Erklärungen ist der Autorin super gelungen! Es kommen diese Themen vor, aber diese sind gut für Leute lesbar die sich auf dem Gebiet nicht oder nur wenig auskennen. Ausserdem wird das Buch nicht überladen von Physik oder Chemie. Im Focus stehen immer Lise Meitner und die Frauen dieser Zeit. Zum Ende hin bricht im Buch der erste Weltkrieg aus und auch hier kann man super lesen was Frauen alles erreicht haben!
Ganz am Ende des Romans gibt es noch ein Nachwort der Autorin in dem diese erläutert was historische Fakten und was Fiktion ist. Es hat traurig gemacht zu lesen wie wenig Lise im Vergleich zu den männlichen Kollegen geehrt wurde. Umso schöner das es im diesem Buch einmal ganz um SIE und das weibliche Geschlecht geht!

Fazit: Ein Wundervoller Roman über die Emanzipation und die Schwierigkeit der Gleichberechtigung im letzten Jahrhundert.