Gelungene Kombination aus Historie und Fiktion

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Drei sehr unterschiedliche Frauen lernen sich rund um Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts kennen. Die Wienerin Lise, eine promovierte Physikerin, reist an, um an der Universität bei Max Planck weiter zu studieren. Im Bereich Geschichte, versucht auch Hedwig als Studentin starten zu können. Beide sehen sich mit dem Problem konfrontiert, dass in Preußen Frauen nicht studieren dürfen, sondern allenfalls als Gasthörerinnen anerkannt werden. Die dritte im Bunde ist Anni, ein Dienstmädchen, das an Bildung interessiert ist, was für ihren Stand zu dieser Zeit nicht vorgesehen ist. Wir erleben mit ihnen gemeinsam die Zeit von 1907 bis 1915. Das Buch bietet vielfältige Einblicke in die Frauenschicksale mit fehlender Gleichberechtigung, in die Welt der Physik und das Universitätswesen zu dieser Zeit.

Die Figur der Lise Meitner zeigt das Leben der Physikerin, die mit ihrer Forschung rund um Radioaktivität berühmt wurde. Ihr Weg ist steinig, denn sie muss um jeden Schritt kämpfen, in Leben und Studium weiterzukommen. Ihr Schicksal hat mich berührt, denn sie verfolgt konsequent und mit der ihr gegebenen Ruhe ihre Ziele.
Hedwig stellt ihren Gegenpart in Sachen Studium dar. Sie kämpft ebenfalls, wenn auch mit anderen Waffen. Sie ist reich, verheiratet und zeigt die damalige Welt aus dieser Perspektive. Ihr Temperament steht ihr häufig mehr im Weg, als es ihr nützlich ist. Aber auch sie geht ihren Weg konsequent und setzt sich über viele Hindernisse hinweg.
Mit Anni lernen wir eine bildungshungrige Dienstmagd kennen, die durch ihre Freundschaft mit den beiden anderen Frauen ebenfalls ihren Weg findet. Hier wird eine andere Seite der Gesellschaft thematisiert, die authentisch aufzeigt, wie das Leben der ärmeren Bevölkerung war und welche Möglichkeiten sich bei der Verfolgung von höheren Interessen ergeben konnten.

In diesem Buch werden drei starke und mutige Frauenschicksale sowie verschiedene Themenbereiche zusammengeführt. Neben dem Universitätswesen mit seinen Problemen und Unzulänglichkeiten, stehen das Recht auf Bildung und die Frauenrechte im Mittelpunkt. Die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau zeichnet ein typisches Bild der Zeit mit den differenzierten Schicksalen und unterschiedlichen Perspektiven. Interessant sind die vielen berühmten und realen Persönlichkeiten, die wir kennen lernen dürfen. Hier seien die Wissenschaftler rund um Lise Meitner sowie die Frauenrechtlerinnen rund um Hedwig erwähnt. Die einfache Bevölkerung mit ihrem Hunger nach Wissen stellt uns Anni vor.

Die Rolle des Erzählers teilen sich die drei Protagonistinnen, was für eine lesenswerte Lebendigkeit sorgt, ebenso wie der flüssige Schreibstil. Gut gefallen hat mir die fundierte Recherche hinter den Geschichten; nicht zu vergessen der informative Inhalt, denn nicht nur die Ziele der Frauenrechtlerinnen sind spannend erzählt, auch die Welt der Physik wird sehr verständlich erklärt. Alle drei Frauen lassen uns eintauchen in ihre Erlebnisse, Gedanken, Wünsche und Träume.

Neben allem Positiven lassen sich aber leider die vielen Fehler in Rechtschreibung und Grammatik nicht übersehen, so dass ich sie hier nicht unerwähnt lassen kann. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch nur empfehlen, denn es ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr lehrreich. Eine gelungene Kombination aus Historie und Fiktion.