Starker Anfang voller Frauenpower; verlor sich jedoch ab der 2. Hälfte

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lia48 Avatar

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INHALT:

Berlin, 1907:

Die junge Lise liebt Naturwissenschaften und hat bereits in Wien studiert. Doch sie möchte mehr erreichen. Professor Planck soll einer der Besten sein, was sie an die Friedrich-Wilhelms-Universität Unter den Linden führt, um dort zu forschen. Jedoch sind Frauen in Preußen beim Studium noch nicht zugelassen. Nur mit zahlreichen Sondergenehmigungen können sie manche Vorlesungen beiwohnen. Lise versucht sich durchzukämpfen und arbeitet schließlich an der Seite von Otto Hahn.

Hedwig ist mit ihrem Hausfrauendasein alles andere als zufrieden. Ihre Ehe wurde damals arrangiert. Heimlich schleicht sie sich zu den illegalen Treffen beim Frauensalon, bei denen so lebendig über die Rechte der Frauen diskutiert wird. Hedwig würde sich so gerne mehr Wissen aneignen und fälscht sogar die Unterschrift ihres Mannes, um studieren zu können.

Anni freut sich so gar nicht auf ihre neue Stelle als Dienstmädchen. Aber es bleibt ihr nichts anderes übrig. Als Bauernkind hatte sie nicht die Möglichkeit, das teure Abitur zu erlangen. An ihrem neuen Arbeitsplatz am Rande Berlins, schleicht sie sich heimlich in die Bibliothek ihres Dienstherrn. Dieser scheint sich mit der "Radioaktivität" zu befassen - wie gerne würde Anni mehr darüber erfahren...

Drei Frauen begegnen sich, jede von ihnen hat ihre Geschichte. Und doch wünschen sie sich alle das gleiche: Als Frauen auch außerhalb des Haushaltes respektiert zu werden und die Möglichkeit zu bekommen, sich weiterzubilden...

Die Autorin hat sich bei der Geschichte an Lise Meitner orientiert - eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie war die erste deutsche Physikprofessorin und Entdeckerin der Kernspaltung.


MEINUNG:

Der Anfang hat mir richtig gut gefallen. Das Verweben der drei Perspektiven von den Protagonistinnen Lise, Hedwig und Anni, wurden durch das gegenseitige Kennenlernen im Zug/ bzw. am Bahnhof gekonnt von der Autorin ins Rollen gebracht.
Ich mag ja Bücher mit starken Frauenrollen im Vordergrund und hatte mir dies auch für dieses Buch erhofft. Lise und Hedwig sind tatsächlich solche Figuren.
Besonders mit Lise konnte ich anfangs sehr mitfühlen. Sie ist es nicht gewohnt, dass Frauen in Preußen noch nicht studieren dürfen und wird von den männlichen Studenten und Professoren regelrecht verhöhnt und schikaniert. Das führt dem Leser die damalige Situation für Frauen gut vor Augen, was ich als sehr eindrücklich erlebt habe.
Auch Hedwig ist eine starke Persönlichkeit, die sich taff für mehr Rechte für Frauen einsetzt und sogar die Unterschrift ihres Mannes fälscht, um zu den Vorlesungen an der Universität gehen zu können.
Anni habe ich dagegen als etwas zaghafter erlebt. Auch ihre Figur hat mir gefallen und all ihre Versuche, sich Wissen anzueignen, haben mir imponiert.

Nach etwa der Hälfte des Buches entstanden für mich beim Lesen immer mehr Längen. Mir gingen die Wechsel der Perspektiven häufig zu schnell. Ich konnte irgendwann nicht mehr so mit den drei Frauen mitfiebern, wie ich es am Anfang getan habe. Gefühlt wurde ihr Elan immer weniger, vielleicht war es aber auch nur mein Interesse, welches sich irgendwann verabschiedete. Hier und da wurde nun ein Auge auf die Männerwelt geworfen, es entstanden einige sehr vorhersehbare Situationen, der rote Faden ging etwas verloren und das Ende hätte ich mir noch ausführlicher gewünscht, bzw. gerne noch mehr über die Zeit nach dem Krieg erfahren.

FAZIT: Eine Geschichte die stark und voller Frauen-Power begonnen hat. Leider verlor ich ab etwa der Hälfte immer mehr das Interesse und in meinen Augen wurde das Buch schwächer. Von mir gibt es 3-3,5/5 Sterne