Aus der Ehekrise davon segeln

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Der Roman wird hauptsächlich aus Juliets Perspektive der Gegenwart erzählt, die sich an den vergangenen Segeltrip mit ihrer Familie erinnert. Dazwischen finden sich Einblicke in Michaels Gedankenwelt in Form seiner Logbucheinträge vom Boot. Es geht nicht um einen bloßen Urlaub, vielmehr wollte Michael dem Alltag entfliehen und ein Stück Freiheit zurückgewinnen - mit dem Leben auf einem Segelboot mitten in der Karibik. Juliet scheint davon wenig überzeugt. Auf dieser Grundlage entfaltet die Autorin die unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben, die das Ehepaar trennen und doch in einigen Punkten wieder einen, ihre charakterlichen Unterschiede, die zum Zeitpunkt der Geschichte so schwerwiegend sind, dass sie unüberwindbar scheinen. Und dennoch entscheiden sich die beiden aktiv für diese Art Aussteigerleben auf einem Segelboot, wo sie einander nicht entfliehen können. Die Erinnerungen an diesen Trip und die Logbucheinträge fand ich sehr aussagekräftig, das Eheleben und die beiden Charaktere werden gut miteinander in Verbindung gebracht. Wie hatte sich alles so entwickeln können? Schade ist, dass die tatsächliche Gegenwartshandlung demgegenüber viel blasser und unausgereift wirkt, für meinen Geschmack war dieser Teil irgendwie nicht zu Ende erzählt, die Gefühlsebene nicht vielschichtig genug, sodass kein komplett rundes Bild entstehen konnte. Nichtsdestotrotz habe ich die Lektüre hauptsächlich genossen. Das karibische Flair und das Lebensgefühl mit einer ganz eigenen Freiheit auf dem Boot wurde gut transportiert. Die Protagonistin Juliet hätte auch funktioniert, wenn sie als weniger unsicherer Charakter dargestellt worden wäre. Sie wächst mit ihren Aufgaben, aber ihre generelle Unsicherheit und Schwäche waren streckenweise zu sehr betont.

Fazit:
Ein schönes Buch, dass sich für eine Lektüre zwischendurch gut eignet und dennoch tiefgründigere Gedanken zum Thema zulässt. Der grundsätzliche Konflikt des Ehepaares ist gut dargestellt, nur in der Gegenwartshandlung nach dem Segeltrip lässt die Tiefgründigkeit der Gefühlsebene zu wünschen übrig.