Lindas Geschichte.

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phoenix84 Avatar

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Der Roman " Untreue" von Paulo Coelho handelt von der 31-jährigen Linda, die trotz ihres eigentlich perfekten Lebens mit tollen Kindern, einem verständnisvollen gut situierten Ehemann und einem lukrativen Job eine gewisse Leere verspürt und sich mehr und mehr danach sehnt, aus ihrem Alltag auszubrechen. Sie möchte wieder Leidenschaft in sich spüren. Diese Wiedererweckung glaubt sie durch ihren ebenfalls verheirateten Jugendfreund Jacob erreichen zu können und beginnt bald eine Affäre mit ihm. Doch schon alsbald stellt sich die Frage, ob dies der richtige Weg für Linda ist, die ihren Ehemann doch eigentlich noch liebt.

Coelho schreibt schlicht und das Lesen fällt einem durch den fließenden Erzählstil sehr leicht. Die Thematik ist nicht einfach und der Autor versucht seine Protagonistin Linda, die in der Ich-Form ihre Geschichte erzählt, durch viele Fragen und philosophische Ansätze dazu kommen zu lassen, am Ende in einer Art Offenbarung der allumfassenden Liebe verstehen zu lassen, dass sie doch schon alles besitzt und eins mit allem ist. Ihre Problem lösen sich regelrecht in Luft auf.

Der Aufbau der Geschichte gelingt Coelho gut, die Gefühle und Fragen, die Linda sich stellt, sind nachvollziehbar, da sie einem selbst schon begegnet sind. Die Wege, die sie ab dem Akt der Untreue beschreitet, sind jedoch nicht immer nachvollziehbar und das Finale , das reinigende Erlebnis der Offenbarung einfach etwas zu überzogen und es hat mich nicht berührt. Zumal es wirklich schwierig war, ab der Hälfte der Erzählung Sympathien für Linda zu empfinden, die sich in schwindelerregende Situationen manövriert und versucht, andere zu manipulieren, um beide Leben haben zu können : den sicheren gesellschaftskonformen Ehealltag und die heimliche verruchte Affäre mit Jacob. Die ernsthafte Selbstreflexion und wahrhafte Kommunikation und Auseinandersetzung mit ihrem Mann kommt bei ihr zu kurz trotz vieler Denkanstöße. Der Zweck heiligt die Mittel, somit wird Fremdgehen für sie akzeptabel, was ich fragwürdig finde.
Zusammenfassend gesagt, war dies kein Buch, das mich tief berührt hat. Manch ein Denkanstoß war gut, doch bleiben am Ende für mich mehr Fragen als Antworten zurück.