Ein beklemmender Thriller, leider sehr konstruiert

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mrs-lucky Avatar

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„Unvergolten“ ist ein anfänglich beklemmender Thriller, der mich letztendlich mit seiner zunehmend absurd konstruierten Geschichte nicht beeindrucken und überzeugen konnte.
Hauptperson des Thrillers ist Linda Förster, die einen Tag nach ihrem 29. Geburtstag bei einem Autounfall nicht nur ihren Mann verliert, sondern selber so schwer verletzt wird, dass sie für zwei Wochen ins Koma fällt. An den Unfallhergang und den Tod ihres Mannes kann sich Linda nicht erinnern, und auch sonst tauchen Erinnerungslücken auf, beziehungsweise erscheinen vergangene Ereignisse ihr anders, als sie tatsächlich stattgefunden haben. Dazu kommt, dass der Unfall mit dem Jahrestag eines traumatischen Ereignisses aus Lindas Kindheit zusammen fällt. Vor 20-Jahren wurde sie entführt und musste einige Tage in einem Erdloch verbringen. Linda wurde in letzter Minute gerettet und war danach lange in psychiatrischer Behandlung. Durch den Unfall und das Koma brechen alte Wunden auf, Linda fühlt sich verfolgt und kann ihrem Verstand nicht mehr trauen.
Lindas Unsicherheit und Ängste sind glaubhaft geschildert. Ihre Eindrücke sind so plastisch geschildert, dass der Leser mit ihr mit leidet und rätselt, was Wirklichkeit ist und was Lindas was ihrem verwirrten Geist geschuldet ist. Mit zunehmendem Verlauf wird die Geschichte aus meiner Sicht leide immer unrealistischer. Nicht nur Linda sondern auch ihr Umfeld handelt unlogisch und den Umständen unangemessen.
Es kommen zu viele Zufälle zusammen, als das ich die Geschichte als glaubwürdig empfinden konnte. Lindas Geisteszustand und ihre Ängste sind zwar so geschildert, dass ich ihre Furcht Wahnsinnig zu werden nachvollziehen konnte, viele ihrer Handlungen jedoch nicht, so dass mir ihr Schicksal letztendlich nicht wirklich nahe gegangen ist.
Das Ende bietet zwar einige Überraschungen, wirkt anderseits ebenso konstruiert wie der Rest der Geschichte und kann nicht alle Fragen nachvollziehbar klären.
Die Idee und sprachliche Umsetzung der Geschichte sind in weiten Teilen überzeugend, beim Verlauf der Geschichte war mein Eindruck: Weniger ist oft mehr.