Verwirrend

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sinsa Avatar

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Nach der Leseprobe muss ich sagen, hab ich etwas völlig anderes erwartet, als dieses Buch. Meine Erwartungen gingen dahin, dass es um Auftragsmorde in ganz Deutschland ging, in die Linda irgendwie verwickelt ist und die im Laufe der Zeit aufgeklärt werden.

Diese Annahme erweist sich als Irrtum. Eigentlich geht es um Linda und ihre Psyche. Darum, wie sie ihr Leben wahrnimmt. Vor dem Hintergrund, dass sie nach einem Autounfall mehrere Tage im Koma lag, spielt ihr ihr Gehirn scheinbar eine andere Realität vor. So erinnert sie sich an eine Geburtstagsfeier, auf der ihr Mann gemeinsam mit ihrem Vater Karaoke gesungen hat. Aber ihre Mutter ist irritiert und erklärt ihr, dass sie die Geburtstagsfeier allein mit ihrem Mann verbracht habe und der Vater niemals Karaoke singen würde. Linda ist verwirrt. Als sie dann noch ihren Entführer aus Kindertagen wiedersieht, obwohl diese doch eigentlich tot sein müsste, zweifelt sie restlos an ihrem Verstand.
Auch der Leser kann bald Wahrheit und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Wem darf er noch trauen? Lindas Erinnerungen, oder den Berichten der Freunde, die etwas ganz anderes wahrgenommen haben? In dem ganzen Buch geht es eigentlich nur darum, Lindas Erinnerungen nachzuspüren. Diese Art von Büchern würde ich mir nicht zur Lektüre aussuchen, die Leseprobe hat mich in die Irre geführt.

ACHTUNG SPOILER:
Besonders an diesem Buch störte mich, dass am Ende alle, was man bis dahin gelesen hat, als Fiktion dargestellt wird und Linda in Wirklichkeit in einer ganz anderen Realität lebt und auch diese stellt sich als Scheinrealität heraus. Welche der drei oder vier Endversionen der Leser am Ende glauben will, bleibt wohl ihm überlassen – oder ist vielleicht doch alles noch ganz anders? Als Leser fühle ich mich am Ende etwas veräppelt, da sich herausstellt, dass wirklich alles, was in dem Buch vorkam gar nicht der Realität entsprach. Wie gesagt, absolut nicht mein Genre.

Trotzdem 3 Punkte, denn der Schreibstil ist durchaus ansprechend, und die Geschichte - abgesehen vom Ende - gar nicht mal schlecht. Die Personen sind gut und glaubwürdig dargestellt auch wenn es immer mal wieder scheinbar zwei Versionen der Wahrheit gibt.