Lohnenswerter "Schmerz"

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andreas_m Avatar

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Die meisten von uns kennen unsere Mütter und Großmütter (aber auch die männliche Seite) nur als stark und scheinbar unerschütterlich. Das dem nicht so ist und nicht so war kommt auch später erst dann in den Sinn, wenn wir es selber sind, die sich auf der einen Seite mit dem Schmerz, auf der anderen Seite mit dem Anspruch, funktionieren zu müssen, herumschlagen sollen. Eva Biringer bringt uns in eindrücklichen Bildern diese Welt des ausdrücklich weiblichen Schmerzes nahe, wenn auch nur in geringem Maße systematisch, eher additiv, was dieses Buch nicht einfach zu lesen macht, sondern im Gegenteil für mich als Mann ein derart hohes Maß an Aufmerksamkeit fordert, dass sogar ich zum Langsamleser werde. Es geht Biringer vor allem um die Frage, was weiblichen Schmerz von männlichem unterscheidet und wie er fremd- und selbstwahrgenommen wird. Das ist ebenso interessant wie wichtig und bietet für Frauen eine Möglichkeit, in der Auseinandersetzung eine eigene Sprache zu finden, für Männer die Möglichkeit zur Sensibilisierung für eine fremde Welt. Das Buch ist die Lesemühe wert.