Spannende Fantasy- Geschichte in düsterer Atmosphäre…

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Das Cover dieses Buches gefällt mir sehr und dadurch bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Und es passt auch wirklich gut zu dieser Geschichte.

Rahel ist die Gebieterin über den Hochmut, eine der sieben Todsünden. Sie werden von den Tugendwächtern, den Wardens, gejagt und an die Academy of sins gebracht. Dort sollen sie lernen mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Gelingt es nicht, müssen sie sterben. Der junge aufstrebende Asher wird freiwillig zum Aufseher. Doch schneller als er es sich je hätte vorstellen können, gelingt es Rahel, dass er alles bisherige in Frage stellt und er auch in einen Konflikt mit seiner Aufgabe gerät.

Rahel fand ich sehr interessant. Sie ist selbstbewusst und stark und weiß ganz genau, was sie will und wie sie es bekommt. Sie wirkt recht kalt und distanziert. Nur manchmal blitzt auch so etwas wie ein Herz durch. Rahel weiß zu manipulieren und versucht es auch in ihrem Sinne. Doch bei Asher stellt sich nach und nach ein anderes Gefühl ein und sie beginnt über einige Dinge anders zu denken. Rahel fand ich in ihrer Art durchaus nachvollziehbar und authentisch. Leider konnte ich aber überhaupt keine Bindung zu ihr aufbauen.

Leider ging es mir mit Asher ähnlich. Es war mir zwar deutlich näher und man durfte auch an seinem Gedanken und seinem Gefühlsleben teilhaben, aber wir sind irgendwie nicht richtig warm miteinander geworden. Trotzdem hat mir seine Entwicklung sehr gut gefallen. Er hat angefangen, Dinge zu hinterfragen, zu reflektieren und für sich Schlüsse daraus gezogen. Im Umgang mit Rahel fand ich ihn gut, aber auf mich hat es zum Teil fast wie eine Form von Abhängigkeit gewirkt, auch wenn er gemerkt hätte, wenn sie ihn beeinflusst. Auch Asher konnte ich nachvollziehen und seine zum Teil innere Zerrissenheit war super authentisch.

Auch alle anderen Figuren fand ich interessant und jede Figur hatte eine eigene Motivation.

Die Handlung hat mir insgesamt gut gefallen. Es gibt einige kleinere und größere Konflikte und überraschende Wendungen. Die Idee dieser Geschichte ist wirklich toll. Es war auch durchweg spannend, nur konnte mich die Liebesgeschichte so gar nicht überzeugen. Der Funke ist einfach nicht übergesprungen und ich konnte diese besondere Verbindung auch nicht wirklich spüren. Die gewählten Themen fand ich interessant und gut bearbeitet. Und das Ende fand ich für mich gelungen.

Der Schreibstil ist ein wenig speziell. Zwar liest sich alles recht flüssig und auch schnell weg, aber auch das fühlt sich irgendwie ein wenig emotionslos und kalt an. Die Dialoge waren authentisch und haben zu den Figuren und Situationen gepasst. Das Worldbuilding fand ich gut. Der Autorin gelingt es ganz besonders gut, diese düstere Atmosphäre rüberzubringen. Für die Darstellung der emotionalen Ebene hätte ich mir jedoch deutlich mehr erhofft. Leider hatte ich große Schwierigkeiten, mich in die Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen.

Von mir erhält dieses Buch trotzdem eine Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil die Figuren durchaus interessant sind und viel Potenzial haben, weil die Idee der Geschichte großartig ist und weil mich auch das Worldbuilding total überzeugt hat. Ein halbes Sternchen ziehe ich aber ab, weil ich keinerlei Verbindung zu Figuren aufbauen konnte. Ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab für die aus meiner Sicht recht dürftig dargestellte emotionale Ebene. Hier hätte ich mir mehr Nähe gewünscht. Trotzdem lohnt es sich auf jeden Fall dieses Buch zu lesen.

Vielen Dank an Kari Vanadis und den Piper-Verlag für diese Geschichte.