Wenn Ballett auf Familiengeheimnisse trifft

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nanaslesetapsen Avatar

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„Variation“ war mein erstes Buch von Rebecca Yarros und ganz sicher nicht mein letztes. Ich war wirklich gespannt, was mich erwarten würde, und wurde direkt positiv überrascht. Yarros hat eine unglaublich einnehmende Erzählweise, ihr Schreibstil ist flüssig, lebendig und gleichzeitig so emotional tiefgehend, dass ich mich sofort in der Geschichte verloren habe.

Die Charaktere haben mich von Anfang an begeistert. Allie und Hudson mitzuerleben ist nicht nur spannend, sondern auch zutiefst berührend. Ihre Beziehung fühlt sich echt an, voller Spannung, Zweifel, Mut und einer aufkeimenden Verbindung, die einem beim Lesen unter die Haut geht. Besonders gelungen finde ich, wie Allie immer wieder mit sich selbst ringt, ihre inneren Grenzen austestet und sich zugleich nach mehr sehnt. Diese emotionale Zerrissenheit ist so gut greifbar geschrieben, dass man völlig mit ihr mitfühlt.

Ein absolutes Highlight war für mich Juniper. Dieses Kind hat nicht nur Pfiff, sondern bringt eine ganz eigene Dynamik in die Geschichte. Sie ist klug, charmant, schlagfertig und ein echtes Lesevergnügen. Gerade durch sie entstehen viele dieser kleinen, goldenen Momente, die die Geschichte noch besonderer machen.

Auch die Nebenfiguren haben Tiefe und tragen entscheidend zum Gesamteindruck bei. Anne ist einfach Zucker, während andere wie Eva mit ihren Handlungen ordentlich für Aufruhr sorgen. Dabei schafft es Yarros, ihre Figuren niemals eindimensional wirken zu lassen. Selbst die Charaktere, die man zunächst absolut nicht ausstehen kann (die Mutter der Schwestern wäre hier mein persönliches Beispiel), sind so detailverliebt gezeichnet, dass man versteht, wie viel Überlegung in jeder Szene steckt.

Was mich besonders fasziniert hat, war das Familiengeheimnis, das nach und nach ans Licht kommt. Die Autorin baut die Spannung geschickt auf, wirft gezielt Fragen auf und lässt genug Raum für eigene Theorien. Manche Enthüllungen kamen dabei völlig unerwartet und haben mich regelrecht umgehauen, und trotzdem passte alles perfekt ins Gesamtbild. Der große Knall am Ende war für mich absolut gelungen, sowohl emotional als auch dramaturgisch.

Das Setting rund um das Ballett verleiht der Geschichte zudem eine besondere Atmosphäre. Es war schön zu lesen, wie sehr diese Welt in die Handlung verwoben wurde, ohne jemals erdrückend oder überladen zu wirken. Eher das Gegenteil, es war ein echter Mehrwert.

Wenn ich überhaupt etwas anmerken müsste, dann vielleicht, dass ich mir am Ende ein klein wenig mehr Zeit zum Durchatmen gewünscht hätte. Die letzten Seiten rauschen fast zu schnell vorbei, gerade weil man sich von den Charakteren nur schwer verabschieden kann.

Fazit: „Variation“ ist ein gefühlvolles, spannungsgeladenes und hervorragend geschriebenes Buch, das mich emotional völlig abgeholt hat. Mit viel Herz, Tiefe und einer Prise Dramatik erzählt Yarros eine Geschichte, die nachklingt. Nicht zuletzt wegen einer kleinen Protagonistin, die mehr als nur eine Nebenrolle spielt. Wer emotionale Familiengeschichten mit authentischer Romantik und starker Charakterentwicklung liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen.