Zwischen den Welten

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allegra Avatar

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Ich muss zugeben, dass seit der Lektüre dieses Buches schon einige Zeit vergangen ist. Ich hatte richtig Mühe, für mich eine Struktur in das Buch zu bringen, damit ich ein paar Sätze darüber schreiben kann, ohne dass mein Text einen völlig verwirrten Eindruck macht.

Vom Inhalt möchte ich nicht mehr verraten, als man ohnehin dem Cover entnehmen kann. Ein Kind wird tot in einer Wohnung gefunden, ein anderes Kind schwebt in großer Gefahr. Der ermittelnde Kommissar Manthey versucht, Licht in den Zusammenhang dieser zwei Verbrechen zu bringen. Hauptfigur ist Jacqueline, eine Frau, die sozusagen zwischen den Welten wandelt. Die Einschübe aus ihrer Perspektive erzählt, bringen die Handlung zwar voran, als Leser ist man aber nie wirklich sicher, woran man ist, weil sie vorerst zusammenhangslos erscheinen.

Die Kapitel im Buch orientieren sich zeitlich an einer „Katharsis“: Es wird in der Kapitelüberschrift jeweils angegeben, wie viele Tag vor der Katharsis die erzählte Handlung stattfindet. Die „Katharsis“ ist ein Begriff aus dem klassischen griechischen Drama und bezieht sich auf den Reinigungsvorgang, den das Publikum durch das Mitleiden mit den Figuren erlebt. Entlang dem Schema eines Dramas ist der Thriller eigentlich auch aufgebaut  -  nur chronologisch durcheinander gewirbelt.

Der Prolog setzt  gleich mit dem Höhepunkt beziehungsweise dem Wendpunkt ein. Die darauf folgenden Kapitel bringen dem Leser die beteiligten Figuren näher und erzählen ihre Geschichte (Exposition). Die zeitlich nach dem Prolog einzuordnenden Erzählstränge führen letztendlich zur „Katharsis“ – der Reinigung. Eine Reinigung entfaltet immer auch einen heilenden oder befreienden Effekt. In diesem Fall bezieht sich dieser auch noch auf eine interessante Nebenfigur, was dem Buch ein sehr versöhnliches und positives Ende verleiht.

Ich hatte in der ersten Hälfte gewisse Verständnisprobleme, da die einzelnen Handlungsstränge nicht chronologisch erzählt werden. Als Leser muss man mit recht schwer nachvollziehbaren Zeitsprüngen zurecht kommen. Nach einiger Zeit weiß man aber die Kapitelüberschriften zu beachten, dann fällt es wesentlich leichter, dem Plot zu folgen.

Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen. Siegfried Langer schreibt sehr routiniert. Die Sätze sind eher kurz gehalten, aber ohne dass der Text dadurch ins „Stakkatohafte“ abdriftet. Die angenehme Kapitellänge motiviert durch die wechselnden Perspektiven zum schnellen Weiterlesen. Meine Empfehlung ist, sich genügend Lesezeit einzuplanen, damit man das Buch in einer Woche ausgelesen hat. Dann hat man durchgehend spannende Unterhaltung und kann die Geschichte auf sich wirken lassen. Bei größeren Leseunterbrechungen könnte es schwierig sein, den Faden wieder zu finden.

Was mir etwas gefehlt hat, ist ein bleibender Inhalt. Es ist nicht so, dass ich ein Buch nicht genießen kann, bei dem es „nur“ um spannende Unterhaltung geht. Aber ich mag es, wenn ein thematischer Aufhänger dafür sorgt, dass ich ein bestimmtes Thema gedanklich vertiefen kann. Dann erinnere ich mich einfach länger an das Buch und es wirkt nachhaltiger.  

Dieser Thriller wirft durchaus Fragen auf, wie beispielsweise häusliche Gewalt oder seelische Erkrankungen. Aber für mich fehlt etwas die Vertiefung und die Auflösung.

Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne mit einer Leseempfehlung.