Ein großartiger Familienroman

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anana Avatar

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„Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war.“

Mit „Vatermal“ ist Negati Öziri ein kunstvoller, anrührender und nachdenklich machender Debütroman gelungen.

Der Erzähler Arda, zwanzigjähriger Literaturstudent und Sohn türkischer Einwanderer (sowie ggf. Alter Ego des Autors?), liegt schwerkrank auf der Intensivstation. Er wendet sich brieflich seinem abwesenden Vater zu, welcher vor vielen Jahren die Familie verließ, um in die Türkei zurückzukehren. Dabei reflektiert er über die Auswirkungen der väterlichen Abwesenheit und die schwierigen Beziehungen zwischen seiner Mutter, seiner Schwester und ihm. Gleichzeitig werden das Aufwachsen in prekären Verhältnissen, die Suche nach Identität, die Bedeutung von Freundschaft und intergenerationale Traumata thematisiert.

All dies geschieht in einer höchst poetischen, soghaften Sprache und in Fragmenten, die sich Stück für Stück zusammenfügen. Hervorzuheben sind zudem die Vielschichtigkeit in den Schilderungen der Familienmitglieder, die beeindruckende Selbstreflektion von Arda und das gelungene Wechselspiel zwischen Humor und Tragik.

In einigen Rezensionen wird „Vatermal“ als preiswürdig bezeichnet. Dem kann ich mich nur anschließen. Ein wahrlich großartiger Familienroman.