Ein Vatermal lässt sich nicht wegpusten

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eight_butterflies Avatar

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Arda tippt auf das Vatermal in seinem Gesicht, das an seiner Fingerkuppe kleben bleibt und dann pustet er es weg. So einfach wie es geschrieben steht, ist es nicht, denn ein Leben ohne Vater zeichnet fürs Leben.

Seinen Vater Metin kennt Arda nicht. Als er mit Organversagen in der Klinik liegt, wendet er sich mit dem Text des vorliegenden Buches an Metin. „Ich habe dich nicht vermisst oder so, aber du warst halt nicht da.“ Ardas Mutter Ümran ist zwar in Ardas Leben, aber sie ist auf ihre Weise abwesend. Und Ardas ältere Schwester Aylin ist auch gegangen.

In berührenden mosaikhaften Sequenzen der Vergangenheit aus dem Leben der Eltern und von Arda und Aylin wird deutlich, wie eine entwurzelte Jugend mit türkischem Kulturhintergrund und schwerfälliger Integration eine Identität gestaltet. Mit hoher emotionaler Tiefe, tragweiten Worten und einer leichten Schwere porträtiert Necati Öziri eine Parallelwelt, die bewegt.

Der Schreibstil ermöglicht flüssiges Lesen, so dass das Buch in einem Ritt gefressen werden kann. Ich musste mein Lesen ab und zu zu Hilfen greifen, weil mir türkische Vokabeln wie Anneanne oder Teyze nicht bekannt waren. Wieder was gelernt.

Dieses Buch ist kein leichtes Buch, aber eines das sich wirklich lohnt.