Familiensaga

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oberaffengeil Avatar

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Wenn kein Wunder passiert, wird Arda sterben. In diesem Wissen schreibt er einen Brief an seinen Vater, der die Familie verlassen hat, als Arda ein Baby war. Zurück in die Türkei, zuerst ins Gefängnis, dann gründet er eine neue Familie.

Mit dieser Prämisse lässt Vatermal in die Geschichte eintauchen, die poetisch und gewaltig daherkommt. Arda erzählt von der Mutter und Großmutter, ihrer Migration, seiner Schwester, seinen Freunden, der Bürokratie auf dem Ausländeramt als staatenloses Kind in Deutschland, Rassismus, Alkoholismus, dem Anderssein und nicht Zugehörigfühlens, dem Zerwürfnis zwischen Mutter und Tochter, Pflegefamilien der eigenen Identität und der anderer. Der Roman hätte einzig eine Identitätsergründung angesichts des vaterlosen Daseins sein können, und ist dabei all das und viel mehr.

Facettenreich wie er ist, schneidet der Roman einige Einzelschicksale nur an und wechselt dann, teilweise sprunghaft, zu einem anderen Blickwinkel, trotzdem hat man beim Lesen nie das Gefühl, es würde etwas fehlen. Ein Fokuswechsel scheint immer genau zur richtigen Zeit zu kommen. Langeweile kann so gar nicht entstehen. Man merkt, dass Öziri Dramaturg ist, sein Debütroman hat durchaus etwas Szenenhaftes.

Absolut empfehlenswert!