(Lebens-)Geschichten für einen abwesenden Vater

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justm. Avatar

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Eine Kindheit ohne Vater ist für viele Menschen nichts „Neues“ oder Spezielles, geht es ihnen doch genauso. Nur wenige machen daraus aber ein ganzes Buch.

So erzählt Necati Öziri in „Vatermal“ die Geschichte von Arda Kaya, der todkrank im Krankenhaus liegt und einen Brief an seinen ihm schon immer fehlenden, besser: seinem schon immer abwesenden Vater schreibt. Einen Brief, der die Geschichte seines Lebens ist. Und gleichzeitig auch die Geschichte seiner Mutter und Schwester – hat der Vater doch auch deren Leben verpaßt, nachdem er sie alle verlassen hat.

Dabei schafft der Autor es seinen Protagonisten nicht als verbitterten vaterlosen jungen Mann hinzustellen, sondern ihn beinahe wertfrei seine Geschichte(n) erzählen zu lassen. Ohne Polemik, dafür mit klaren Worten, interessanten Gedanken und authentischen Figuren.

Obwohl ich emotional nicht wirklich abgeholt worden bin und trotz etlicher türkischer Begriffe und Sätze, die ich googeln mußte (und ich fang gar nicht erst damit an wie peinlich lange es gedauert hat, bis ich begriffen hab, daß Teyze kein Familienname ist, sondern Tante bedeutet), muß ich dennoch zugeben, daß Öziri es schafft eine ergreifende Geschichte zu erzählen, die einen sofort in ihren Bann zieht.
Ein Mal angefangen, möchte man das Buch (also außer zum googeln) eigentlich nicht mehr aus der Hand legen.

Vielleicht liegt es daran, daß es keine leichte Geschichte ist, vielleicht daran, daß sie so anders ist, als viele andere, die man so liest. Vielleicht aber auch einfach daran, daß dieses Buch verdammt gut geschrieben ist.