Rückblicke auf ein Leben ohne Vater

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
dicketilla Avatar

Von

Er kennt ihn nicht, den Vater, der seine Familie verließ, als er noch ein Baby war. In der Türkei eine neue Familie gründete. Jetzt liegt Arda Kaya auf der Intensivstation, mit der Gewissheit, dass er sterben wird. Seine Gedanken kreisen um den nicht anwesenden Vater, den er nur von Erzählungen kennt. Dieser verschwand über Nacht, die Mutter ließ sich gehen und die gerade einmal 9-jährige Schwester Aylin kümmerte sich um den Haushalt. Jetzt sitzen die Mutter und die Schwester abwechselnd an seinem Krankenbett, beide sprachen seit 10 Jahren kein Wort mehr miteinander, als auch Aylin die Familie verließ.

Arda beginnt einen Brief an seinen Vater zu schreiben, in dem er ihm erzählt, wie ihr Leben verlief. Vieles erfährt er auch über Erzählungen seiner Mutter und Schwester. Zwei Frauen, denen das Leben arg mitspielte. Eigentlich stürzten sie von einem Schicksalsschlag in den nächsten. Dem Leser eröffnet sich ein Bild, welches er selten vor Augen hat. Es geht um Verlust der Heimat, Ausgrenzung und Vorurteilen. Necati Öziri klagt nicht an, sondern er teilt mit. Er erzählt diese Geschichte, in der es um soziale und politische Umstände geht, voller Emotionen, die kraftvoller nicht sein könnten, aber auch von Liebe und Sehnsüchten. Von Beginn an war ich von dem Schreibstil gefangen. Die Charaktere sind mit all ihrem Scheitern, Hoffnungen und Lebenseinbrüchen geschildert, die das Leben einer Migrantenfamilie klar und deutlich schildert. Es hinterlässt oft Traurigkeit, Wut aber auch Unverständnis beim Leser. Für mich ein sehr emotionales Buch, welches ich vielen Lesern ans Herz legen möchte. Oft sind wir voller Vorurteile, ohne den Blick dahinter zu wagen, es uns zu einfach machen.