Ein zuweilen sanfter, aber doch im Ganzen distanzierter Roman.

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Zunächst vorweg: Ich habe lange nicht mehr so ein tolles Cover gesehen, das erst auf den zweiten und dritten Blick Aufschlüsse gibt. Nach der Lektüre lässt sich auch das Cover gut einordnen, da der Roman die Beziehung zwischen der Ich-Erzählerin Monika und ihrem Vater behandelt.
Dies verrät bereits der Klappentext, ebenso wie das Vorhandensein autobiografischer Bezüge. Explizit ist dieser Roman auch der „Bagage“ gewidmet. Im gleichnamigen Roman hat die Autorin die Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits aufgearbeitet.
Dies soll im Roman „Vati“ nun auch für den Vater vollzogen werden, der Vati genannt werden wollte, weil es moderner klinge. Zuweilen gelingt auch diese Aufarbeitung. Gerade in den Dialogen wird einerseits die Beziehung, andererseits das Aufwachsen Monikas durchaus sanft geschildert. Die Autorin vermag es dabei, schon fast poetisch zu schreiben, wahrhaftig zu schreiben. An einer Stelle im Roman spricht sie von der „Sprachzerlegsucht“ ihres Vaters, auch der Autorin ist diese anzumerken, wenn sie über Erlebnisse mit ihrem Vater schreibt, bei denen die Nähe zwischen beiden deutlich spürbar wird.
Und dann gibt es viele Passagen, in denen diese Nähe verloren gegangen ist. Helfer legt an einer Stelle der Figur Renate folgende Worte in den Mund: „In Wirklichkeit wissen wir gar nichts über ihn“, Monika stimmt zu. Und genau das merkt man dem Roman vielfach an, den an vielen Stellen wirkt nicht nur die Beziehung zum Vater distanziert. Auch die anderen Figuren schaffen es nicht, mich an ihrem Leben teilhaben zu lassen, sie bleiben mir fremd. Dazu kommt, dass der Roman achronologisch erzählt wird, auch die Rückblenden sind nicht chronologisch, was die Distanz zu den Figuren und zur Handlung deutlich vergrößert. Es bleibt episodenhaft. Mir fehlt auch, dass Monika ihre eigenen Gefühle stärker darstellt, auch sie erscheint mir abwesend und nur bedingt greifbar. Manchmal wirkt sie auf mich fast schon undankbar und nahezu über allem stehend.
Eine richtige Leselust konnte ich nur in den Dialogen entwickeln, sonst blieb sie leider aus.