Gedanken und Erinnerungen über den unnahbaren Vater...

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andreamaria Avatar

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Monika Helfer versucht in ihrem neuen Roman ihrem in sich gekehrten Vater näher zu kommen.

Einen Mann, der sich „Vati“ nennen lässt, weil das für ihn „modern“ ist. Ein Mann, der den Krieg übersteht und seither mit einer Beinprothese lebt. Der Betreiber eines Kriegserholungsheims. Der Bücher liebt und um seine Bibliothek kämpft. Ein Mann, der frühzeitig seine Frau verliert und seine Kinder alleine lässt. Und sie später doch wieder zu sich nimmt. Ein Mann, mit vielen Fassetten...

Und ein Vater, der seinen Kindern gegenüber verschlossen und unnahbar bleibt.

Kein Wunder, dass seine Tochter ein Buch über ihn schreibt. Über die Suche nach ihrem Vater, der auch den Lesern dieses Romans gegenüber geheimnisvoll bleibt. (Das zeigt ganz wunderbar das Cover des Buches: ein Bild, verschwommen und unscharf.)

Helfer schreibt authentisch und poetisch über ihre ihre Erinnerungen an prägende Ereignisse mit ihrem Vater, an die wenigen Gespräche, die sie mit ihm geführt hat und die seltenen Augenblicke, in denen er Gefühle für sie gezeigt hat.

Doch das ist nicht alles, sie fragt auch ihre Stiefmutter über ihren Vater aus, und spricht auch mit ihren Schwestern über ihre Gefühle und Erinnerungen an "Vati"...

Ein wunderbares und berührendes Buch!

Erwähnenswert ist, dass „Vati“ der Folgeroman ihres im letzten Jahr erschienenen Buchs „Die Bagage“ ist - die Familiengeschichte ihrer Großeltern.

In diesem Buch steht vor allem ihre Großmutter im Mittelpunkt. Aber auch ihr Großvater spielt eine Rolle. Ein Vater, der auch Joseph heißt und auch ein spezielles Verhältnis zu seinen Kindern hat. Der mit einer seiner Töchter sein ganzes Leben lang kein einziges Wort spricht. Und diese Tochter ist Monika Helfers Mutter und „Vatis“ Frau.

Ein bisschen enttäuscht war ich, dass dieses Thema in ihrem neuen Buch nicht erwähnt wurde. Aber dieses Buch heißt ja „Vati“.

Vielleicht heißt Helfers nächstes Buch „Mutti“…?